Mitglied inaktiv
Hallo Dr. Posth, meine Tochter ist 2 Jahre alt und ist seit einiger Zeit sehr besitzergreifend, was Spielsachen angeht. Ich weiss, dass es in diesem Alter normal ist, aber so ausgeprägt wie bei meiner Tochter habe ich es noch nicht erlebt. Wir waren heute morgen wieder in der Spielgruppe und meine Tochter raffte alle Spielsachen, die sie nur kriegen kann, an sich und war nur am Schreien und Weinen. Wenn ein anderes Kind nur in ihre Nähe kam, ist sie total hysterisch geworden. Sie steigerte sich da so rein, dass sie fast keine Luft mehr bekam. Ich bin dann kurz mit ihr raus, damit sie sich beruhigen konnte und habe ihr erklärt, dass die Spielsachen für alle Kinder da sind und alle damit spielen dürfen. Sie hat sich beruhigt und wir sind wieder rein und es hat dann einigermassen geklappt. Es ist aber jedes Mal das selbe Theater. Wie kann ich ihr begreiflich machen, dass es so nicht geht und sie nicht alles an sich raffen kann? Bzw. wann hört diese Phase wieder auf? Vielen Dank
Stichwort: Selbstbewußtsein Hallo, zunächst einmal muß man verstehen, wo dieses Verhalten herkommt. Daß nicht alle Kleinkinder so starke Besitzansprüche stellen, widerlegt nicht, daß es sich hierbei um ein grundsätzliches Phänomen im Kindesalter handelt. Den Kindern geht es in diesem Alter ganz besonders um den Erwerb von ersten positiven Selbstanteilen. Das bedeutet, daß ein Kleinkind, um ein starkes Selbst zu bekommen, Selbst kann man der Einfachheit halber hier mit Selbstbewußtsein gleichsetzen, alles unternimmt, was seine Person -in seinen eigenen Augen- aufwertet. Der Besitz von attraktivem Spielzeug gehört unbedingt dazu. Ein (Klein-)Kind unternimmt aber auch alles, um sich in den Augen seiner wichtigen Bezugspersonen (Eltern, Großeltern, Erzieherinnen) aufzuwerten. Dazu gehören: Späße machen und gut ankommen, Koketterie, Sich-herausputzen und darstellen, das Wort führen, "die erste Geige spielen" usw. Überhaupt ist es wichtig, "erster" zu sein, das größte Stück vom Kuchen abzubekommen, positiv herausgestellt zu werden, Beachtung zu finden und und und. Wenn ein Kind meint, von allen diesen positiven Aufwertungen nicht genug zu haben, vielleicht bekommt es ja davon zu Hause wirklich nicht genug (z.B. ständige Kritiken, erschwerte Loslösung, mißglückende Sauberkeitsentwicklung usw.), dann geht es hin und versucht sich überall woanders seine positiven Attribute zu erwerben, notfalls auch mit dem Anspruch, alles zu besitzen. Eine juristische Vorstellung von Rechtmäßigkeit eines Besitzes haben die kleinen Kinder noch überhaupt nicht! Es macht daher auch keinen Sinn, die Kinder zu Hause auf solche Prinzipien wie alle Spielsachen gehören allen einzuschwören. Vielmehr muß man den "Verteilungskampf" in dem Kleinkindgrupen akzeptieren und darf nur hier und da korrigierend eingreifen mit simplen Argumenten wie: du weißt doch, daß die/der/das ...... zu Lisa/Paul etc gehört. Gib es ihm wieder zurück. Wenn es sich weigert, muß man es ihm schon abnehmen, auch auf die Gefahr von Protest hin. Die postiven Attribute müssen von zu Hause kommen, nicht aus dem "Wert"-besitzt der anderen. Übrigens ein lebenslanges Prinzip! Gut sind auch Möglichkeiten des Tausches. Eins gegen das andere. Dabei ist es den Kindern gleichgültig, ob die Gegenstände gleichen Wert besitzen. Sie müssen nur im Moment attraktiv sein. Viele Grüße
Mitglied inaktiv
Noch eine Frage, wie verhalte ich mich in so einer Situation denn richtig? Mehr wie erklären, warum alle Kinder mitspielen dürfen, kann ich doch nicht, oder? Ich werde von den anderen Müttern schon immer schräg angeschaut, aber ich kann doch auch nichts dafür, dass sich meine Tochter so extrem verhält. Ist es sinnvoll, evtl. die Spielgruppe für einige Zeit zu meiden? Danke nochmals.
Mitglied inaktiv
Hallo, ich glaube, dass Du das ganz richtig machst. Meiden wuerde ich die Gruppe nicht, dann lernt sie ja nicht das, was Du ihr vermitteln willst. Mach nur weiter so. Erklaere ihr doch schon vor dem Eintreten, dass jetzt ALLE Kinder gemeinsam mit ALLEN Sachen spielen duerfen. Ich denke, nur so wird sie es lernen. LG Stephie
Mitglied inaktiv
Hallo Stephie, danke für deine Antwort. Ich sage ihr ja schon immer vorher, dass wir jetzt zu den Kindern zum Spielen gehen und alle Kinder mitspielen dürfen. Sie sagt mir dann nur "Nein, Tina alleine spielen". Auch wenn wir bei jemandem zu Besuch sind, oder Kinder bei uns zu Besuch haben. Sie will immer alles für sich allein und versteht nicht, dass nicht alles ihrs ist. Ist wirklich nicht einfach. Danke und LG