Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Entwicklungsphase- Schub mit 29 Monaten

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Entwicklungsphase- Schub mit 29 Monaten

Susan1312

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Hallo Frau Henkes, ich habe gleich zwei Fragen in einem. Meine Tochter 29 Monate ist seit ca. zwei Wochen total verändert. Wutanfälle aufgrund ihrer Autonomiephase können wir ganz gut händeln. Nur aktuell fühlt es sich an als mache sie Rückschritte in der Entwicklung, oder testet sie uns? Sie sagt sie will ein Baby sein, will gefüttert werden und nicht mehr alleine essen (sonst wollte sie immer alles selber machen, selber Brot schmieren etc.) sie will nur getragen werden, setze ich sie ab, schreit sie wie wild und lässt sich auch kaum beruhigen. Sie will nur Mama und stößt Papa auch oft weg. Alles verhalten die wir von ihr kennen, als sie etwas jünger war. Leider war unser Papa derzeit oft arbeiten und ich mit ihr alleine und dadurch auch an einer Belastungsgrenze. Gestern Abend wollte sie wieder nur getragen werden u nicht schlafen. Nach zweieinhalb Stunden Zureden, Buch lesen, singen etc. habe ich irgendwann richtig rumgemeckert. Ich hab wirklich laut geschimpft und hab auch kurz den Raum verlassen (um Mich zu beruhigen), dann hat sie ganz doll geweint. Jetzt meine zwei Fragen: 1) kann mein Geschimpfe unserer Beziehung geschadet haben? 2) wie kann ich mit dieser Phase umgehen? Ist das normal mit so extremen Rückschritten oder könnte das ein Signal für irgendwas sein, z.b. das Papa grad soviel arbeitet? Ich hab Angst jetzt was falsch zu machen und freue mich auf ihren Rat 


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, dass es in der Entwicklung Ihrer Tochter Rückschritte gibt. Zum Autonomiebedürfnis dieser Altersphase gehört auch als Gegenpol das Abhängigkeitsbedürfnis. Ihre Tochter vergewissert sich durch ihre Anlehnung und den Wunsch nach Gefüttert und Getragen werden, dass Sie ihr trotz der intensiven Autonomiewünsche und Wutanfälle weiter wie gewohnt zur Verfügung stehen. Wenn Ihre Tochter durch genügend gute Erfahrungen gemerkt hat, dass Sie ihr nicht böse sind und sie weiterlieben wie zuvor, wird sie das aktuell gezeigte Verhalten ablegen können. Zu Ihrer ersten Frage möchte ich Ihnen sagen, dass Sie sehr angemessen mit der Situation umgegangen sind, um Ihre Tochter vor Ihrem Ärger zu schützen. Mütter müssen und können nicht perfekt sein. Wenn die Belastungsgrenze erreicht ist, kann man manchmal nicht mehr gelassen bleiben. Man muss sich zunächst selbst beruhigen, um dann wieder das Kind beruhigen zu können. Es scheint ja eine absolute Ausnahme zu sein, dass Sie Ihre Tochter laut ausschimpfen. Eine solche Erfahrung kann Ihre Tochter unbeschadet überstehen, weil Ihre Beziehung grundsätzlich von guten Erfahrungen getragen wird. Die Erinnerung an Ihr Schimpfen wird bald verblassen und keine weiteren Folgen haben. Auf Ihre zweite Frage möchte ich Ihnen antworten, dass Sie in dieser Phase ruhig auf die aktuellen Bedürfnisse Ihrer Tochter nach z.B. Gefüttert werden eingehen können. Sie könnten beim Füttern dann erwähnen, dass Ihre Tochter gerade wohl noch mal ganz klein sein will und dass Sie das in Ordnung finden. Sie würden sich aber auch freuen, dass Sie jetzt doch eigentlich schon ein großes Mädchen haben. Für Ihre Tochter ist es vermutlich nicht belastend, dass der Vater gerade so viel arbeitet. Für Sie ist es jedoch in dieser anstrengenden Phase der Kleinkindbetreuung eine beträchtliche Erschwernis. Da sich das Arbeitspensum Ihres Mannes wahrscheinlich nicht so ohne weiteres reduzieren lässt, können Sie sich vielleicht auf andere Weise eine Entlastung suchen. Gibt es in Ihrem Familien- oder Freundeskereis jemanden, der Sie bei der Betreuung Ihrer Tochter unterstützen kann? Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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