Mami17-21
Sehr geehrte Frau Dr. Nohr, unsere Tochter ist jetzt 9 Monate alt. Seit ca 2 Wochen ist sie wie ausgewechselt. Sie war immer ein ruhiges, ausgeglichenes Baby. Nun fängt sie an zu schreien wenn ich sie nur mal kurz absetze, möchte den ganzen Tag nur auf dem Arm und umher getragen werden. Vorher hat sie noch in ihrem Bett Mittagsschlaf gemacht, das ist auch nicht mehr möglich. Den Raum verlassen ist gar nicht möglich. Ganz schlimm wird es wenn ihr Bruder (wird in 3 Wochen 4 Jahre alt) auf meinen Schoß möchte. Da fängt sie direkt an ganz zornig zu schreien und hört auch nicht mehr auf bis er runter geht und ich sie auf den Arm nehme. Der Große leidet sehr darunter, er braucht ja auch Zuneigung. Und es bricht mir das Herz ihn so leiden zu sehen. Er ist seit dem einfach nicht mehr wie er war. Er schlägt, tritt, wirft mit Sachen um sich,…. Mein Mann ist den ganzen Tag arbeiten, kommt abends vor 20 Uhr nicht nach Hause. Liebe Grüße
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, ich würde es nicht eifersüchtig nennen, denn Ihre Tochter will einfach nur Ihre Zuwendung, egal wer da sonst ist. Es geht also nicht gegen den Bruder, sondern für sich. Das ist für sie alle Drei nicht einfach, weil es das Thema teilen in einer Weise aktualisiert, in der alle das Gefühl haben, nur zu verlieren. Sie fühlen sich unzulänglich und beide Kinder sind unzufrieden. Aber natürlich sind die Situationen für beide Kinder unterschiedlich, es kann nicht einfach in der Mitte geteilt werden. Ihre Tochter kann ihre Impulse und Wünsche nur wortlos zum Ausdruck bringen und kann die Bedürfnisse auch noch nicht aufschieben. Das kann Ihr Sohn eher, vor allem wenn dann eine sehr persönliche Zuwendung auf ihn wartet (" wenn deine Schwester schläft, dann machen wir beide das ..."). Diese Fähigkeit muß auch als solche erwähnt und belobigt werden ("gut, dass du schon.....") und damit seine Rolle als Älterer auch hervorgehoben werden. Auch das wird nicht ohne gewisse Enttäuschungen und Frustrationen abgehen, aber sie können im Rahmen gehalten werden. Es reicht, wenn Sie hinreichend gut (Winnicott) sind. Dann werden auch die Zeiten kommen, in denen mehr gemeinsame Erfahrungen möglich sind und dann tauchen ganz andere Fragen auf. Dr.Ludger Nohr
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