Elternforum Alleinerziehend, na und?

Wann normalisiert sich das Verhalten der Kinder nach der Trennung?

Wann normalisiert sich das Verhalten der Kinder nach der Trennung?

LuckyLuke81

Beitrag melden

Hallo! Ich lebe seit ca. einem 3/4 Jahr getrennt und habe einen Sohn von knapp 6 Jahren. Das Verhältnis von uns Eltern ist gut, der Vater wohnt um die Ecke und der Kleine ist häufig bei ihm (1x die Woche, machmal auch 2x die Woche, jedes zweite Wochenende), überwiegend allerdings bei mir. Manchmal kommt der Vater auch noch abends kurz vorbei. Unser Sohn wird dort ziemlich verwöhnt - mit Zeit, Spielzeug und "Popo hinterhertragen", Dinge ich nicht im Übermaß habe bzw. nicht einsehe, sie zu leisten. Aber egal, das akzeptiere ich so und lerne damit umzugehen, der Buhmann zu sein. Ich beschäftige mich sehr viel mit ihm, wenn wir zuhause sind. Ich habe das Gefühl, dass die Wut, Traurigkeit usw. über die Trennung schübeweise kommt. Auslöser kann ich nicht festmachen, weiß natürlich aber auch nicht, was beim Papa (wohnt mit Oma, sind sehr eng) so passiert. Mal ist einen Monat nichts, ein ausgeglichenes Kind, dann wieder zwei Wochen extreme Auffälligkeit: aggressiv gegen mich, sehr labil und grenztestend ohne Ende. Dazu fragen wie: "Ich bin für dich das wichtigste, oder Mama?" Natürlich auch Sachen wie "Ich ziehe zu Papa", "Bei Papa ist alles besser", "Papa ist für mich der allerwichtigste". Nehme ich nicht persönlich, mir schmeckt Schokolade auch besser als Broccoli... Nur: Kennt das jemand von euch so, oder so ähnlich? Normalisiert sich dieses Verhalten auch irgendwann? Noch ist die Trennung ja recht frisch und da muss man ja eh mit allem rechnen. Ein zur Rate gezogener Psychologe sagte mir, Kinder reagieren sich bei demjenigen ab, bei dem sie das Gefühl haben, nicht zurückgestoßen zu werden und der das aushalten kann. Schön und gut, aber dieses aggressive Gebaren geht mir aber ziemlich auf den Keks, ich habe keine Lust mehr, der Boxsack zu sein... Andererseits tut er mir auch Leid, weil er in diesen Momenten so voller Wut ist und nicht weiß, wohin damit. Also: Hört das irgendwann auch wieder auf...??


Strudelteigteilchen

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von LuckyLuke81

Ich mag den Begriff "normal" nicht so gerne. Was ist "normal", was ist "nicht normal"? Es kann sein, daß Dein Kind nie "normal" wird - je nach Definiton. Tatsache ist eben, daß sich die "Normalität" nach einer Trennung verschiebt - auch für das Kind. Dann gibt es eben ein anderes "normal". Das heißt, es wird nie so wie früher - aber das, was früher "nicht normal" war, ist dann "normal". Aber ist das nicht generell so? Das "normale" verschiebt sich ständig, mit Kindern sowieso. Noch vor kurzem war es "normal", daß ich KindKlein überall hin mitnehmen mußte - inzwischen ist es "normal", daß er lieber alleine zu Hause bleibt. Früher war es "normal", daß ich KindGroß morgens das Frühstück gerichtet habe - jetzt ist es "normal", daß sie sich selber drum kümmert. Ich habe gelesen, daß es "normal" ist, wenn Kinder im Jahr vor der Einschulung zwischen labil und stabil schwanken und ihre Grenzen nochmal intensiv austesten - unabhängig von einer Trennungssituation. Ich konnte das auch bei meinen beiden Kindern so beobachten. KindGroß erlebte diese Zeit mit beiden Eltern in einer stabilen Partnerschaft (aber einem funkelnigelnagelneuen Geschwisterchen), als KindKlein dann in dem Alter war, waren wir schon länger getrennt. Schwierig war die Zeit für beide..... Gewöhne Dir ab, alles mögliche mit der Trennung zu erklären oder gar zu entschuldigen. Das Leben geht weiter, auch für Dein Kind. Es ist jetzt anders - in manchen Punkten schlechter, in anderen besser. Kinder gewöhnen sich schnell daran und je mehr Du die neue Situation als "anders, aber normal" sehen kannst, desto leichter fällt das auch Deinem Kind. Dazu gehört auch, daß Du (wieder?) sagen darfst, wenn Dir ein Verhalten nicht gefällt. Wichtig ist, daß Du die Kritik am Verhalten festmachst - nicht am Kind und auch nicht an den Gefühlen des Kindes. Aber auch das ist unabhängig von der Trennung. Kinder sind kleine Egoisten - sie haben immer mal wieder Phasen, wo ihnen die Rücksicht abhanden kommt (frag mal nach der Pubertät!). Es gehört zur Erziehung dazu, diese Phasen zwar als Phasen hinzunehmen, aber Grenzen aufzuzeigen, wenn die Rücksichtslosigkeit zu weit geht. Nimm es als "Lernsituation": Dein Kind soll lernen, mit Frust so umzugehen, daß es hinterher noch Freunde hat. Du bist ein gutes Übungsobjekt, weil Du ihm nicht die Freundschaft kündigst. Aber wenn Du vor lauter Rücksicht auf das arme, verlassene Scheidungsopfer gar nicht reagierst, geht der Übungseffekt flöten. (Und Du mauerst Dein Kind in dieser "Opferrolle" fest - nicht gut.) Zitat: "Andererseits tut er mir auch Leid, weil er in diesen Momenten so voller Wut ist und nicht weiß, wohin damit." Hast Du ihm mal erklärt/gezeigt, was er mit der Wut machen kann? Ins Kissen boxen, um den Block laufen, im Badezimmer brüllen, auf dem Bolzplatz den Ball 30 mal ins Tor donnern..... Er wird immer wieder in Situationen kommen, die ihn hilflos und wütend machen - weil sein Fußballverein verliert, weil er eine schlechte Note nach Hause bringt, weil er die neue Konsole nicht sofort bekommt, weil seine Freundin ihn verläßt.... Wut ist "normal" und okay. Wo man die hinpacken kann, muß man halt lernen. Mache ihm Vorschläge und teste es mit ihm aus.


LuckyLuke81

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Strudelteigteilchen

Danke für deine Impulse! Mit dem Begriff "normal" habe ich mich mittlerweile ausgesöhnt und benutze ihn in etwa so: "seinem Wesen entsprechend und im groben Vergleich mit Altersgenossen". Das der Begriff konstruiert und situationsabhängig ist, weiß ich. Da kam wohl eines nicht genügend rüber von mir: ich lasse dem Kind selbstverständlich nicht alles durchflutschen, sondern grobes Fehlverhalten wird geahndet und hinterher besprochen. Es gibt Konsequenzen für das Hauen, nicht für die Wut. Ich mache meine Grenzen schon sehr deutlich, und verlange durchaus altersgemäß viel von ihm - alleine anziehen, Zähne putzen, Zimmer aufräumen mit Hilfe, seinen Teller wegstellen. All dies, was in den "Normalphasen" klappt, wird in den Wutphasen komplett in Frage gestellt. In den ersteren wird er natürlich auch mal wütend, aber da kann er die Wut ohne mich als Objekt ausleben, das geht. Also: normalerweise kann er mit seiner Wut schon anders umgehen. Das Kind hat Dinge zu bewältigen und es hilft nicht, all dies auszusitzen, sondern macht alles schlimmer. Zudem hat er ziemliche Größenphantasien und spielt sich chefhaft auf, wo er bei mir auf entschiedenen Gegenwind stößt, andere aber leider amüsiert parieren. Dieses immer wieder von neuem Austesten, ob alle Regeln nach wie vor gelten, ob Mama noch standhält - DAS ist sehr anstrengend. Gibt sich das irgendwann? Du machst mir mit der Vorschulphase etwas Hoffnung :-)


Strudelteigteilchen

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von LuckyLuke81

Nun ja, dann kommt die Vorpubertät und die Pubertät...... Kindererziehung ist anstrengend. Anstrengend ist der Normalzustand. Isso. Meine Kinder sind jetzt 19 und 14 und selbst mit der Großen ist es hin und wieder noch anstrengend - mit dem Kleinen sowieso, der pubertiert. Vielleicht, weil Menschen nun mal anstrengend sind? Und weil jede Form des Zusammenlebens immer wieder neu austariert und zurechtgeschüttelt werden muß? Was würdest Du denn als Alternative zum Aussitzen tun wollen? Außer das normale Standard-Erziehungsprogramm? (Ich habe ziemlich viele blöde Dinge getan nach der Trennung, aus lauter Mitleid mit den armen Kinderlein. War okay, hat ihnen bisher nicht geschadet. Aber geholfen hat es den Kindern auch nicht. Mir hat es etwas geholfen, gegen das schlechte Gewissen. Ich habe mir verziehen. Was die Kinder draus machen wird sich zeigen. Und selbst dann werde ich wahrscheinlich nie wissen, welche Macken von der Trennung kommen und welche von anderen Ereignissen. Vielleicht habe ich auch zu früh abgestillt, oder zu spät, die Kinder zu früh in die Krippe gegeben, in die falsche Schule, den falschen Hort, zu wenig Gemüse, zu viel Süßkram, zu viele Impfungen oder zu wenig.....)


heidelamm

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von LuckyLuke81

in Auszügen kenne ich dieses wechselhafte Verhalten auch von meinem Sohn (7 Jahre alt)....getrennt sind wir seid gut 2 Jahren - seit Juni 2015 geschieden und Papa wohnt bei seiner neuen Freundin ca. 80 km entfernt. Auch wir haben ein durchwegs positives und freundschaftliches Verhältnis....alles ist geklärt und inzwischen auch soweit eingespielt....da er noch in der Nähe arbeitet schaut er 1-2 mal nach der Arbeit hier vorbei und halt jedes 2. wochenende gehört ganz dem Papa.....auch ich hatte in der Zeit nach dem Auszug regelrechte Machtkämpe - dann aber auch wieder ein sehr sensibles und weinerliches Kind - aber auch wieder Phasen wo "alles in Ordnung war"......irgendwann kam ich drauf dass mein Sohn unbewusst die Männerrolle im Haus zu übernehmen versuchte (habe noch zwei Töchter mit 18 und 12 Jahren)....diese Rolle war ihm natürlich nicht gewachsen und stand ihm einfach nicht zu......das musste ich ihm natürlich versuchen klar zu machen......dass ich ihn als mein Kind liebe aber ich die Erwachsene bin und durchaus alles im Griff habe.....nachdem auch der Papa mit ihm sprach und ihm sagte dass nun die Mama der "Chef im Haus" ist wurde es schlagartig besser......als könnte er nun "endlich" wieder Kind sein.....


aus 4 mach 3

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von LuckyLuke81

Ich pflichte den anderen bei, dass Alter ist "schwierig". Ich beschreibe das immer so: "Bilderbücher sind langweilig und lesen kann man noch nicht und irgendwo dazwischen ist "das Kind" und kann sich selbst noch nicht einordnen, ist schon größer und doch noch kein Schulkind, versteht schon mehr und braucht doch noch Unterstützung". Wir sind jetzt ziemlich genau 1 Jahr räumlich getrennt. Mein Kleiner (wird demnächst 6) ist nun seit ca. 2,5 Monaten sehr sehr klar im Umgang mit der Trennung. Er hat seine Papa Zeit und genießt diese und seine Mama Zeit. Bei mir ist er "Zuhause", bei Papa auf "Abenteuerkurs" Wenn er "down" ist (müde, zuviel Aktion oä) kommen Sprüche, wie "Mama, ich finde das blöd, dass der Paspi ausgezogen ist!", "Mama, gut das es kein Streit mehr gibt!", "Mama, warum hast Du den Papa nicht mehr lieb, warum hat er Dich nicht mehr lieb?". Ich nehme mir dann sehr viel Zeit um das zu klären. Aber auch wir hatten hier "andere Zeiten" die immer mal wieder kommen. Ich kann das auch nicht an einer Situation fest machen, ich weiß nur, dass ich in diesen Phasen mit allem total runter fahre, Telefon austelle, nur für die Kids da bin. Wir nennen das dann "unsere gemütliche Zeit": Popkorn machen, ins große Bett legen, Bücher lesen, Geschichten erzählen, kuscheln, eine Pizza bestellen (mach ich nicht oft) und im Matratzenlager zusammen einen Film sehen, oder Salzteig Figuren herstellen oder wandern gehen o.ä. Dann ist diese "Wut"Zeit meist schnell herum. Weiß nicht ob da auch etwas für Euch dabei wäre. Ich sage meinen Kindern aber auch, wenn es mir zuviel wird mit dem Gemotze, Geschreie oder sonst etwas. Im letzten Frühjahr habe ich sie auch einfach mal schreien lassen, war nur dabei und hab dann das betreffende Kind einfach in den Arm genommen ohne zu reden. Dass war auch immer sehr wirkungsvoll. DEnn für diesen "Schmerz" gibt es keine Worte.