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Geschrieben von suityourself am 25.01.2024, 10:03 Uhr

Update Schulverweigerung

Wer sich erinnert und wen es interessiert - gerne auch Ratschläge, Erfahrungen erbeten :-)

Nachdem die Schule zunächst sehr unkooperativ war, vollführte sie dann praktisch einen 180 Grad Wendung. Das war natürlich eine Erleichterung und hilfreich. zB Vorschläge wie stundenweise kommen und die Zeit langsam erhöhen.
Kind geht inzwischen teilweise zur Schule, oft genug schafft er es aber auch nicht. Von ernsthaft lernen, HA´s machen sind wir natürlich weit entfernt.
Schafft er es einen Tag nicht, wird noch schwerer, sich am nächsten Tag durchzuringen.
Und genau da kommt das nächste Problem: wir haben uns wirklich die Finger wund telefoniert, alle Hilfestellen genervt, fast schon gestalkt und tatsächlich einen recht zügigen Termin in einer ambulanten Einrichtung bekommen.
Tolles Gespräch gehabt, gute Chancen zeitnah einen Platz zu bekommen - und Kind will nicht :-( Hat Angst, dann in der Schule (die er für diese vrrs. 3 Monate dann nicht besuchen würde) unten durch zu sein. Alle würden dann über ihn lachen, reden, ausgrenzen etc.
Auch ein anschließender möglicher Schulwechsel bringt ihn nicht davon ab, zu denken, alle wüssten dann Bescheid usw. Redet sich ein, er schafft das alles einfach so. Es gäbe keine Probleme. Er hätte keine und wir als Familie auch nicht.
Aber ohne, dass er mitarbeitet - also selber dort am Programm der Einrichtung auch teilnehmen möchte - wird er eben keinen Platz bekommen. Keiner erwartet, dass er "Hurra" schreit - aber wenn er sich von Beginn an einfach verweigert, ist der Zug eben abgefahren ohne dass er überhaupt einsteigen konnte.
In ein paar Tagen müssen wir der Einrichtung mitteilen, ob wir alle wollen - ansonsten ist diese Türe erst mal wieder zu.
Das ist der aktuelle Stand der Dinge gerade.

 
47 Antworten:

Re: Update Schulverweigerung

Antwort von mareen283 am 25.01.2024, 10:22 Uhr

Uff. Ganz ehrlich. Schafft ihr es, dem Sohn irgendwie klar zu machen, dass diese ambulante Chance vielleicht seine letzte ist? Es ist so egal was die anderen denken, klar ist, er schafft es ohne Hilfe von außen nicht. Wenn er nicht Willens oder in der Lage ist, dass zu erkennen, habt ihr keine Möglichkeit.
Wir haben das mit THC, XTC, Spielsucht und Psychose durch - "nein, verrückt sind die anderen..." - und damit sind wir durch. Wo keine Krankheitseinsicht und kein Behandlungswunsch, da kann man nichts machen. Es hinterläßt einen ganz hilflos und traurig. Aber wir mussten auch lernen, aus der Co-Abhängigkeit auszusteigen. Inzwischen ist es leider so chronifiziert, dass alles sinnlos geworden ist.
Ich drück Dir die Daumen!

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Sorry, verwechselt!

Antwort von mareen283 am 25.01.2024, 10:32 Uhr

Hej!
Ich hab die Geschichte verwechselt... es gab doch letztens was mit einem Kiffer... der war natürlich gerade volljährig geworden. Davon seid ihr ja noch entfernt.
Vielleicht hilft Dir unsere Erfahrung doch ein kleines bißchen!
Könntet Ihr Euch einen Wechsel in ein anderes System leisten? Vielleicht ein Internat oder ein Auslandsjahr? Oder liegt irgendwas anderes der Schulproblematik zugrunde?
Die Daumen sind trotzdem gedrückt!

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Re: Sorry, verwechselt!

Antwort von suityourself am 25.01.2024, 10:45 Uhr

Das gilt es ja auch herauszufinden: was ist das ursächliche Problem?
Mit 11 kann er das natürlich nicht selber klar definieren.
Auf Nachfrage ist eigentlich nichts ein Problem. Aber dennoch kann er einfach nicht.
Kleinigkeiten sorgen manchmal für Totalverweigerung einfachster Alltagsdinge.
Auch hier: was ist das Problem?
Inzwischen oder auch als Mit-Ursache hakt es sicher in der Kommunikation zwischen uns und unserem Kind. Aber auch wir wissen nicht, wo genau etwas hakt.
Die Einrichtung arbeitet nicht nur mit den Kindern/Jugendlichen - die Eltern müssen mitmachen wollen. Haben also auch Termine dort. Es wird mit der Schule im Austausch gestanden, um die Basics der jeweiligen Schule im dort auch stattfindenden Unterricht abzudecken. Die Kids müssen also nicht automatisch dann das Jahr wiederholen.
Aber wie gesagt: auch das Kind muss sozusagen wollen. Es ist eine offene (ambulante) Einrichtung und wäre das, was man sich in solchen Fällen für alle wünschen würde.
Ansonsten bleibt dann nur eine geschlossene Einrichtung - und die nimmt erst auf, wenn Eigen- od Fremdgefährdung vorliegt oder die Inobhutnahme droht. Also eher nichts, worauf wir gerne warten möchten.

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Re: Sorry, verwechselt!

Antwort von pflaumenbaum am 25.01.2024, 10:51 Uhr

Wahrscheinlich wollt ihr das nicht hören, aber man kann sich nur selbst verändern. Oft liegen die Ursachen für solche Probleme im Familiensystem. Bestimmt habt ihr euch schon tausendfach gefragt und überlegt, was ihr falsch gemacht habt. Aber irgendwo muss es im System einen Hebel geben. Den findet man vielleicht mit einer systemischen Familientherapie. Es geht dabei dann nicht darum, ob ihr irgendwas falsch gemacht habt. Sondern herauszufinden, welche Strukturen das Verhalten des Kindes produzieren.

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Re: Sorry, verwechselt!

Antwort von mareen283 am 25.01.2024, 11:02 Uhr

Abwarten ist keine Option! Das kann ich gut verstehen!

Ich hab hier einen mit 9 Jahren, mit schwerer saisonaler Depression - der gestern behauptet hat, es sei jetzt Sommer und deshalb nehme er sein AD nicht mehr. Da half nur eins: ich bin die Mama, ich weiß, dass noch lange Winter ist, ich sehe, wie Du die Tablette schluckst und mir hinterher den leeren Mund zeigst. Denn auch mit 9 konnte er zwar das Problem sehr gut definieren - aber die Tragweite und die Medikation kann er sicher noch nicht überblicken. Hinzu kommt noch eine IQ > 114 und gleichzeitig die Unlust, in der Schule dran zu bleiben. Die Schrift ist katastrophal, die Rechtschreibung leidet darunter und der Schulwechsel steht an... ich fürchte, in nicht allzu langer Zeit werde ich auch Schulverweigerungsposts machen müssen, falls wir nicht die richtige Schule finden. Er wird die Gymnasialempfehlung bekommen, aber ich sähe ihn auf einer Realschule - und die gibt's hier vor Ort gar nicht... Die Gesamtschulen sind überlaufen, die private Intergrative Gesamtschule war am Probetag total unterfordernd.

Um heraus zu finden, wo bei Eurem Sohn das Problem ist, benötigt ihr Profi-Hilfe. Die habt Ihr Euch ja schon besorgt. Da er 11 ist, habt Ihr als Erziehungsberechtigte das Aufenthaltsbestimmungsrecht. Ich würde versuchen, im klar zu machen, dass es besser läuft, wenn er mitmacht. Wenn nicht, ist seine Schullaufbahn eh gelaufen und das wäre schade. Zeigt ihm auf, was es für eine Chance ist - und wie schlimm der Weg als ungelernter Schulabbrecher sein kann. Ich habe Nachbarn aus dem irakisch-türkischen Grenzgebiet, die sind Analphabeten. Sie laufen am Supermarkt an der Kasse Gefahr, betuppt zu werden!

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Re: Sorry, verwechselt!

Antwort von suityourself am 25.01.2024, 11:04 Uhr

Genau das würde ja- wie beschrieben- dort auch passieren.

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von Kerstin123 am 25.01.2024, 15:53 Uhr

Schwierige Situation, leider habe ich keinen konkreten Tipp, wie ihr ihn dazu überreden könnt, höchstens ein paar Denkanstöße bzw. Argumente

„Tolles Gespräch gehabt“, sieht euer Sohn das auch so? Falls ja, setzt da nochmal an

Für mich klingt es so, als hätte er auch Angst davor, was ihn in der Tagesklinik erwartet

Er muss da ja auch regelmäßig hingehen und mitmachen, das kostet auch erst mal Überwindung und natürlich auch die Frage, was passiert danach, muss die Klasse wiederholt werden? Hat er danach noch seine Freunde? etc.

Dass er befürchtet dass er gemobbt wird, weil dann alle Bescheid wissen, wenn er die Therapie macht tja, ich denke, wenn er jetzt schon nicht regelmäßig oder nur stundenweise zur Schule geht, wissen sowieso schon alle Bescheid dass etwas nicht stimmt

Ich glaube auch nicht, dass die Mitschüler damit ein Problem haben, es ist besser sie wissen Bescheid und bekommen mit, dass er sich seinen Problemen stellt, als das unklar ist, warum er nur unregelmäßig zur Schule kommt

Viel Erfolg

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Schon mal an Hochbegabung gedacht?

Antwort von mareen283 am 25.01.2024, 15:59 Uhr

Treffen davon mehrere Aspekte auf Euren Sohn zu?

> gute und sehr gute Leistungen in der Vergangenheit (Grundschule)
> besondere intellektuelle Leistungen im außerschulischen/außerunterrichtlichen Kontext
> schnelle Auffassungsgabe bei Einführung neuer Unterrichtsthemen
> vereinzelt auffallend gute Beiträge bei ansonsten schwacher Aufmerksamkeit und ausgeprägter Abwesenheit
> kaum Beteiligung am Unterricht, aber korrekte Antworten auf Nachfrage
> für Eltern, Nachbarn, Freunde oder andere Bezugspersonen sichtbare außergewöhnliche intellektuelle Fähigkeiten und/oder besondere Expertise trotz Schulversagens

Gibt es andere pädagogische Konzepte bei Euch vor Ort (Walldorf, Montessori oder ähnliches)?

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von kirshinka am 25.01.2024, 19:17 Uhr

Ich gehe davon aus, Hochbegabung und alles andere habt ihr abklären lassen?
Helio Bakter?
Wart ihr bei der Psychologin zur Diagnostik?

Hier hat ambulante Psychotherapie und milde Antidepressiva und einfach der normale Reifeprozess geholfen. Und ein kreatives Outlet.
Mittlerweile geht Kind jeden Tag wieder - und gerne - in die Schule.

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Re: Schon mal an Hochbegabung gedacht?

Antwort von kirshinka am 25.01.2024, 19:21 Uhr

Niemals Waldorf für hoch begabte Kinder!
Da gibt’s nur Schubladen für die Kids!

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von kirshinka am 25.01.2024, 19:24 Uhr

Es war anstrengend - dauernder Austausch mit der schule - Vorstellung in der ambulanten Notaufnahme der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Warteliste - aber am Ende haben wir das doch nicht gebraucht.
Systemische Familientherapie war auch gut - und eben wirklich das milde AD.

Im Übrigen würde ich ein sensibles intelligentes Kind nicht auf eine schlechtere schule schicken, als es handeln kann.

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Stimme Kirshinka zu, kein Waldorf...

Antwort von MM am 26.01.2024, 0:40 Uhr

....das ist in mehrerer Hinsicht problematisch!

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von Bonnie am 26.01.2024, 8:47 Uhr

Hallo,

hat er schon eine normale Psychotherapie (aber bei einem Kinder- und Jugendpsychiater, nicht bei einem Psychologen) gemacht? Der Psychiater kann notfalls auch leichte Medikamente verschreiben, er ist ja zugleich Facharzt für Neurologie u. Psychiatrie. Und er ist in Bezug auf schwerere Störungen auch kompetenter als ein Psychologe.

Ich bin bei einer Vorrednerin, vermutlich hat dein Sohn, der ja doch noch sehr jung ist, einfach Angst vor dem Unbekannten in der Tagesklinik. Du kannst versuchen, ihm die Angst zu nehmen.
Und mit den Klassenlehrern kann man besprechen, dass sie den Mitschülern erläutern, dass die Klinik eine wichtige Hilfe ist. So was kann man durchaus schon vermitteln. Und so lernen die Kinder, dass ein anderes Kind Hilfe bekommt. Das ist etwas Gutes - auch für die Klassengemeinschaft, die ja seit langem irritiert zusieht, wie mit deinem Sohn etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist.

Erzwingen kann man natürlich nichts. Wie gesagt, dann würde ich zum Kinder- und Jugendpsychiater.

LG

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in dem Alter würde ich ihn zwingen

Antwort von Caot am 26.01.2024, 10:39 Uhr

Zumindest ich hatte da (und hab sie noch, da sparsam eingesetzt) die Autorität. Da hätte ich, sinnbildlich natürlich, mit der Faust auf den Tisch geschlagen.
Natürlich begleitend. Ist ja ambulant. Früh hinbringen, am Abend abholen.

Ich gehe aber davon aus, zumindest schätze ich das aufgrund deiner Schreibbeiträge hier in den Foren so ein, dass Du bereits Hilfe beim Psychologen gesucht habt. Als Tagestermine. Um mal zu klären warum das Kind sich verhält wie es sich verhält. Meist zeigen sich Auffälligkeiten ja über längere, wachsende Zeiträume. Da nenne ich mal stellvertretend denn IQ-Test und/oder den Schulpsychologen und/oder einen externen Kinder-und Jugendpsychiater. Eine längere, auch ambulante, Aufnahme wäre für mich immer die letzte Möglichkeit.

Ich schätze Dich aber als durchaus kompetent ein, das schon selber durchdacht zu haben. Von daher würde ich dein noch sehr junges Kind zwingen.

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von SunnyGirl!75 am 26.01.2024, 13:16 Uhr

< < Erzwingen kann man natürlich nichts. Wie gesagt, dann würde ich zum Kinder- und Jugendpsychiater.>>

Ich denke da waren sie schon längst... die genannte Einrichtung ist ja eher schon ein noch weiterer Schritt. Oder?!
Mehr Tipps als die anderen kann ich leider auch nicht geben, aber ich würde ihm auch versuchen klar zu machen, das es ohne einfach auf keinen Fall geht, oder man müsse ihn sonst eben jeden Tag zur Schule bringen und dann auch von da abholen. (damit er nicht dem nicht entziehen kann durch schwänzen...). Glaub da würde er eher ersteres wählen!

Das mit der Klassenlehrerin, sie zu beten, dass sie es zum Thema macht, fände ich auch gut.

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von daide am 26.01.2024, 15:18 Uhr

Hallo,

es ist phantastisch, dass Ihr so schnell einen ambulanten Platz bekommen habt. Eigentlich. Denn wenn das Kind nicht mitarbeitet, wird's schwierig. Ich hatte ja unter Deinem ersten Beitrag geantwortet, dass uns durch die Ambulanz für Schulabsentismus und -verweigerung sehr gut geholfen wurde. Unsere Tochter war insgesamt ca. 3 Monate in der Klinikschule, d.h. vormittags Unterricht dort, danach ging es heim, plus zusätzlich 2x pro Woche Therapie nachmittags. Das war hervorragend und hat uns über die schlimmste Zeit gerettet. ABER: Es war der Wunsch unserer Tochter. Das hat es einfacher gemacht.

Tatsächlich war die Reaktion in der (sozial recht schwierigen) Klasse zweigespalten. Ein Teil der Mitschülerinnen (es ist eine reine Mädchenschule) hatte großes Verständnis und hat viel Einfühlungsvermögen gezeigt. Der andere, kleinere Teil hat darauf rumgehackt, dass sie ja einen an der Klatsche haben müsste, sonst wäre sie ja nicht in der "Klapse" gewesen. Was ja so gar nicht stimmt, denn es gab zu keiner Zeit einen stationären oder ambulanten Aufenthalt in der Psychiatrie. Sowas in der Art befürchtet ja offensichtlich Dein Sohn auch. Das ist verständlich, hilft aber beim Problem nicht weiter.

Ganz nüchtern betrachtet, ist es ja so: Es besteht eine Schulpflicht. Egal wo er den Unterricht besucht, er MUSS hin. Das kann man einem Kind mit 11 Jahren auch so vermitteln. Er hat im Rahmen der Möglichkeiten die Wahl: Ambulantes Programm oder reguläre Schule, und zwar ohne "ich gehe heute nicht" oder "ich lasse mich früher entlassen". Ich weiß, das sagt sich so einfach. Aber letzten Endes läuft es darauf raus.

Versuche, ihm die Angst vor dem Unbekannten zu nehmen und sprich nochmal mit der Schule. Sie sollte den Mitschülern vermitteln, wo Dein Sohn die nächste Zeit ist und im Ansatz erklären, warum. Wir sind mit Offenheit immer gut gefahren die letzten 10 Jahre - nur an den pubertären 13- bis 16-Jährigen sind wir ein wenig gescheitert. Nun ja, noch 5 Monate, dann ist es vorbei. Zumindest bei uns. Da Ihr aber noch eine wesentlich längere Schulzeit vor Euch habt, ist mein Rat: Geht es JETZT an. Es lohnt sich.

Alles Gute!
LG daide

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von schneeziege08 am 26.01.2024, 15:35 Uhr

Also erst einmal aus eigener Erfahrung in der Schule: Es ist nicht soooo selten, das Kinder aus verschiedensten Gründen mal für ein paar Wochen verschwinden. Ich habe noch nie erlebt, dass jemand deshalb gemobbt oder ausgelacht wurde.
Man wird den anderen Kindern ja auch nicht jedes Detail auf die Nase binden, sondern sagen: "Der xy ist krank und wird für ein paar Wochen eine andere Schule besuchen, wo man sich nebenbei besser um seine Gesundheit kümmern kann." PUNKT.

Bei meinem Sohn würde es helfen jetzt möglichst viel Druck rauszunehmen, denn momentan wird dein Sohn komplett durch die riesige Angst vor dem Ungewissen blockiert.

Dafür würde ich auch die Wahrheit ein bisschen zurechtbiegen. Z.B. könntet ihr ausmachen, dass er zustimmt, es sich eine Woche lang vor Ort anzuschauen und danach entscheidet ihr gemeinsam, wie es weitergehen soll.
Es ist ihm ganz sicher eher möglich, sich dazu durchzuringen, als sich für einen endlos erscheinenden Zeitraum von 3 Monaten festzulegen UND ihr kommt ihm damit entgegen und übergeht seine Ängste nicht einfach.

Ich bin fast sicher, wenn er erstmal da ist und sich etwas eingefunden hat, wird er auch bleiben - zumal die Alternative dann ja klar sein muss: Wenn du das nicht brauchst, geht es ab morgen jeden Tag ohne Drama in die Schule.

Ich würde außerdem versuchen, ihm den praktischen Nutzen zu erklären: "Dort kannst du ein paar tolle Tricks lernen, wie du selber deine Ängste kontrollieren kannst." 
Das wird ja wahrscheinlich auch sein dringlichster Wunsch sein und eigentlich weiß er tief innen drin auch, dass er das allein eben nicht schafft. 

Vielleicht ist dein Sohn noch etwas zu jung, aber bei älteren SchülerInnen mit Depressionen oder Angststörungen hilft oft ein Vergleich zu körperlichen Krankeiten wie Diabetes: 
Alle drei haben gemeinsam, dass das Gleichgewicht von Botenstoffen nicht mehr stimmt. Bei Diabetes würde niemand raten, das man sich nur mal zusammenreißen müsse und es wahrscheinlich dann von selbst wieder verschwindet. 
Und das ist bei psychischen Problemen nicht anders. Hier helfen ebenfalls Medikamente und / oder eine entsprechende Verhaltenstherapie, um die Botenstoffe im Gehirn wieder in die Reihe zu bekommen.

Mein letzter Rat: Frag in der Institution nach, ob ihr vorab mal für ein halbes Stündchen in den Alltag dort hineinschauen könnt. Dann könnte dein Sohn sehen, dass da ganz normale Kinder sind, die gerade irgendein Problem haben - und er dort nicht von "Psychos" umringt ist.

Wenn ihr die nötige Wende in den nächsten Tagen nicht schafft, würde ICH der Institution trotzdem zurückmelden, dass ihr natürlich ALLE zustimmt und es dann darauf ankommen lassen. So hättet ihr Zeit gewonnen, deinen Sohn auf diesem Weg mitzunehmen. 

Es gab an meiner Schule immer wieder mal SchülerInnen, die leider nach der ursprünglichen Zustimmung dann doch nach kurzer Zeit eine Therapie abgebrochen haben. Das kennen diese Institutionen. Es lässt sich nie ganz verhindern und sie werden garantiert kein Problem haben, den Platz neu zu besetzen. Also würde ich mir das Leben damit jetzt nicht unnötig noch schwerer machen. 

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von SunnyGirl!75 am 26.01.2024, 21:50 Uhr

Gut geschrieben...
Würde ich so unterschreiben!

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von kirshinka am 27.01.2024, 15:42 Uhr

Ja - das wird leider sehr gerne vergessen - dass es einfach auch eine Bio-Chemische Geschichte im Körper ist.
Und neueste Forschung hat auch erbracht, dass das alles sehr sehr stark auch mit dem Mikrobiom im Darm zusammenhängt.

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von kirshinka am 27.01.2024, 15:43 Uhr

Immunsystem - Darm - Psyche hängt extrem eng miteinander zusammen…

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von Schniesenase am 27.01.2024, 23:40 Uhr

Hallo!

Ich habe Deinen ersten Bericht schon mit viel Anteilnahme verfolgt.

Jetzt habe ich lange darüber nachgedacht, was ich vielleicht tun würde, in Deiner Situation. Wissen tut man das ja eh erst, wenn so eine Situation wirklich eintritt. Bis dahin ist es fiktive Überlegung. Aber ich überlege mal. Vielleicht nützt es ja.

Mein allererster Gedanke wäre, dass ich mit meinem Kind darüber reden würde, dass es hier nicht nur um ihn und seine Gefühle und Ängste geht, sondern auch um die des Vaters und meiner eigenen, ggf. noch die der Geschwister. Es hängt nämlich zusammen mit ihm die ganze Familie drin. Mit 11 Jahren kann man das verstehen.

Ich würde versuchen, ihm deutlich zu machen, dass ich selbst nicht akzeptieren kann, wenn er nun seiner Angst nachgibt und diese einmalige, phantastische Chance auf ein richtiges, gesundes, gutes Leben für sich ablehnt, denn ohne wird sich ja nichts bessern. Ich würde ihn auch nicht davor verschonen zu verstehen, dass es nicht allein seine Entscheidung ist, weil ich auch mit drinhänge, und der Rest der Familie auch. Es ist die Entscheidung aller, wie es weitergeht. Und das ist das gute Recht aller in der Familie.

Mich erinnert das ein bisschen an diese immer wieder auftauchenden Diskussionen um das Trockenwerden im Forum. (Wobei Ihr natürlich eine viel belastendere und schwierigere Situation habt und ich das mit diesem Beispiel auf keinen Fall kleinreden möchte, bitte nicht missverstehen!) Das Kleinkind will keine Windel tragen, macht aber andauernd die Hosen und die Wohnung bzw. den Autositz nass. Die Eltern scheuen sich aber, dem Kind Windeln aufzunötigen, wenn es das nicht will. Ich denke dann immer, es kann ja nicht die Entscheidung des Kindes sein, dass die Eltern unendlich viel zusätzliche Wäsche, Arbeit und Umstand im Alltag haben, was vermeidbar wäre. Also kann mit dem Kind darüber gesprochen werden, dass es das nicht allein entscheiden kann, weil Mama und Papa davon dann eben auch erheblich betroffen sind. Und dann kann überlegt werden, wie man gemeinsam damit umgeht, Kompromisse gefunden werden. Beispiel: Das Kind trägt Windeln in Unterhosenform, die es dann selbst bedienen kann. Oder das Kind trägt Trainingsunterhosen, die wenigstens einigermaßen dicht halten. Oder das Kind geht zu bestimmten Zeiten auf ein Töpfchen bzw. auf das Klo. Ich muss nicht weiterreden, der Sinn wird wohl klar.

Das wäre dann spätestens der Moment, in dem er sich mit der Sache selbst inhaltlich befassen müsste; wie läuft das eigentlich genau? Wie groß sind die Gruppen? Wer arbeitet dort mit ihm wann und in welchem Setting? Er kann sich mit Euch an einen Tisch setzen und alle zukünftigen Szenarien durchsprechen. Alternativ geht ja auch, dass er stationär aufgenommen wird. Ich bin nicht so oft einer Meinung mit Caot, aber hier wäre ich zumindest in ihrer Richtung mit meiner Ansicht: Da gibt es doch eigentlich kaum eine Wahl. So kann es nicht bleiben, das wäre für MICH und für meinen Mann inakzeptabel. Also muss er schon auch durch.

Das Thema Sorgen und Ängste: Ängste sind vor allem dann bedrohlich und riesig, wenn man das, wovor man Angst hat, nicht endlich genau ansieht. Wie der Schatten im Zimmer, von dem das Kind glaubt, es sei ein Monster. Man geht hin, schaut sich das Ganze an, und oft verpufft es dann.

Ganz so einfach ist es hier natürlich nicht. Aber dennoch: Z.B. die Angst vor Spott in der Schule: "Alle würden dann über ihn lachen, reden, ausgrenzen etc." Hier müsste man doch als erstes mal fragen, WER würde denn spotten oder dumme Geschichten über ihn erzählen? Von wem erwartet er das? Namen nennen! Und dann könnte man schauen, wie wichtig diese Person ihm denn überhaupt ist. Wer ist überhaupt wichtig? In Bezug auf wen würde ihn so eine Haltung ihm gegenüber sehr belasten? Man könnte darüber sprechen, dass man bestimmte Kinder, die ihm wichtig sind, vielleicht ins Boot holt, einweiht, zu Verbündeten macht. Meine Erfahrung ist ja immer wieder, dass es hilft, sich zu äußern und klar Position zu beziehen. Mit bestimmten Kindern ins Gespräch zu kommen. Wirklich viele sind betroffen und bestürzt, wenn sie erkennen, wie groß das Problem des Jungen wirklich ist, und sie wollen eigentlich helfen. ALLE - sobald das hier fällt, und das tut es ja oft, will ich immer wissen, wer genau. "Alle haben über meine Schuhe gespottet!" Nein, nicht alle, aber wer denn? Am Ende waren es ein oder zwei Leute. So ist ist fast immer, wenn Kinder dieses ominöse "ALLE haben, ALLE werden, ALLE denken" äußern. Das muss man sofort entlarven. Es ist nämlich nur ein Eindruck. Niemand weiß, was alle die denken, die dabei stehen, wenn EIN KIND spottet. Es FÜHLT sich nur so an, als würden alle so oder so denken.

Und dann: Beim möglichen Schulwechsel: Wäre das so schlimm? Alle wüssten vielleicht, der Klaus hat es schwer gehabt und den Mut besessen, sich Hilfe zu holen, und nun braucht er Eure Unterstützung, um hier wieder richtig gut durchzustarten. Wie man das kommuniziert, darüber müsste im Vorfeld intensiv mit Lehrenden und Eltern und dem Kind zusammen gesprochen werden. Vielleicht wird jemand ihn abstempeln. Der wird dann eben nicht zu seinen Freunden gehören, aber es WIRD Leute geben, die Verständnis haben und ihn auch mögen und unterstützen, wenn er sich traut, Stellung zu beziehen und dazu zu stehen. Und auch die Lehrer kann man ins Boot holen. Er weiß ja gar nicht, was passiert, er glaubt es nur zu wissen. Man muss auch schauen, dass seine negative Erwartung nicht seine Realität wird (oder bleibt), dass er Erfahrungen macht, die ihm zeigen, seine Erwartung ist eben NICHT Realität. Das geht nur, indem man die Dinge genau miteinander ansieht, vorher, nachher, immer mal wieder.

Wir hatten mit Mobbing zu tun. Es wurde richtig viel besser, als mein Kind anfing, mit anderen darüber zu reden, von denen sie glaubte, die könnten es verstehen. Das hat sie nicht gemacht, weil ich ihr gesagt habe, sie solle das tun, sondern weil wir hypothetisch darüber gesprochen haben, wer darauf wohl wie reagieren würde. Sie hat sich dann einfach in einer bestimmten Situation sicher genug gefühlt, sich zu äußern, und sie war erstaunt, wie viele dann selbst meinten, sie würden darunter leiden und könnten das gut verstehen. Vor kurzem wurde sie von der Mobberin selbst wegen ihres Handicaps genervt, und da hat sie der erzählt, dass sie sich deswegen z.B. fast nie in der Woche verabreden kann, und wie traurig sie darüber ist. Die Mobberin war total bestürzt. Sie ist aktive Reiterin, reitet fast jeden Tag, und sie stellte sich vor, wie schlimm es für sie wäre, könnte sie nicht reiten.

Er muss damit nicht hausieren gehen, aber überlegen, wer wohl sensibel mit so einer Info umgehen könnte, wer seine Verbündeten sein könnten.

Ich weiß nicht, wie Eure Möglichkeiten sind, mit ihm zu sprechen, aber ich würde nicht locker lassen: Es betrifft ja auch Euer Lebensglück. Das könnt Ihr ja nicht so ohne weiteres seiner Entscheidung überlassen, da MUSS er mit Euch draufschauen. Ängste eine nach der anderen ansehen, schauen, was am Ende übrig bleibt, das wirklich verständlicherweise Angst macht und real wäre. Und dann verhandeln, schauen, wie Ihr ihm dabei helfen könnt bzw. wer sonst (Gespräch mit zuständigen Therapeuten, der Tagesklinik usw.), damit es ihm leichter fällt.

Noch ein Gedanke: Es wird nicht von selbst gehen. Er wird sich überwinden müssen, so oder so. Nur je eher er es tut, desto früher und leichter kann er zu einem unbeschwerten, erfolgreichen und glücklichen Leben zurückfinden. Das kann man leicht verbildlichen: Die Kurve seines Glückes und seiner Unbeschwertheit, seines erfolgreichen Lebens geht die ganze Zeit nach unten. Je früher er sie auffängt und mit Hilfe von Therapie umdreht, desto leichter und schneller geht es nach oben, und er muss auch nicht von so weit unten anfangen.

Ja, und was jemand hier schon gesagt hat: Sagt doch erst mal zu. Dann habt Ihr Zeit für diese Gespräche, dann muss nichts sofort entschieden werden, sondern er kann mit Euch in diese Vorstellung hineinwachsen. Absagen kann man immer noch.

Das ist an den meisten Stellen ganz unfachlich, was mir dazu einfällt. Wenn Du das Gefühl hast, diese intensive Gesprächsarbeit ist nicht, was Ihr miteinander noch leisten könnt, weil die Kommunikation schon so desaströs ist, dann bliebe nur stationärer Klinikaufenthalt oder diese ambulante Therapie. Eine andere Wahl gibt es nicht. Das ist dann die Frage an das Kleinkind, das nun eben Schulkind ist, in erweiterter, komplexerer Form: "Willst Du diese Windelhose oder die Windelpants anziehen oder willst Du alle 2 Stunden auf das Klo gehen?" Nichts geht nicht. Da habe ich dann ein Wörtchen mitzureden, denn es betrifft auch mich, und zwar sehr.

Ich wünsche Euch wirklich von Herzen alles Gute!

Viele Grüße

Sileick

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von luna8 am 28.01.2024, 1:18 Uhr

Das tut mir sehr leid, aber er muss da durch - mit viel Verständnis.

Meine Tochter ist fast 11 Jahre, ist auch grad in ner komische Phase.

Will nicht mehr mit den Freunden sein, ist gern allein ( also auch nicht mit uns).

Wenn sie Kopfweh hat, muss sie viel Wasser trinken oder zur Not auch mal den Schmerzsaft ( für Kinder) schlucken, Fenster öffnen... Bei uns hilft das. Also es MUSS halt.

Klar ist eure Situation anders, weil es gibt diese Verweigerung.

Ich will das auch nicht vergleichen oder beurteilen, jeder ist anders.

Aber eine Frage ( hab nicht alles gelesen, sorry..): was macht er denn an den Tagen, wo er nicht in der Schule ist.

Kannst mich gern auch per PN anschreiben.

Das ist schon für manche Kinder schwierig. Da muss man echt aufpassen, dass man sie nicht ' verliert' :/

Lg

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von KielSprotte am 28.01.2024, 2:45 Uhr

Kann es sein, dass nun der Zeitpunkt gekommen ist wo die Samt-Handschuhe mal eingepackt werden müssen? In Deutschland herrscht Schulpflicht, insofern wundert es mich sowieso, dass sich die Schule auf " Schüler kommt und geht wann es ihm passt" einlässt. Schließlich gilt auch " gleiches Recht für alle" - und das Chaos wäre perfekt. Im Grunde gibt es doch drei Möglichkeiten;
- Kind geht freiwillig normal zur Schule
- Kind nimmt freiwillig an der ambulanten Therapie Teil
- Stationäre Therapie, notfalls auch gegen den Willen des Kindes
Letztendlich seid ihr als Eltern die Erziehungsberechtigten und Bestimmer.
Vermutlich hofft Sohnemann sich ewig weiter so durch schlängeln zu können wie bisher und jemand muss ihm klarmachen, dass dem nicht so ist. Hat er schon Mal darüber nachgedacht, dass Schulschwänzer durchaus auch mal von der Polizei zur Schule gebracht werden können? Ist es das was er will? Vermutlich nicht.....

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von Tonic2108 am 28.01.2024, 16:13 Uhr

Äh wie alt ist dein Sohn? Ich würde das als Mutter bestimmen, dass er da hingeht. Du lässt ihm hier zu viel Raum und Mitspracherecht.

Hätte er Krebs und würde sich der Therapie verweigern, würdest du das auch hinnehmen?

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von schneeziege08 am 28.01.2024, 19:03 Uhr

Das hat rein gar nichts mit Samthandschuhen oder ähnlichem zu tun. DAS ist nur die Perspektive der Leute, die das Glück hatten (bzw. noch haben), ein psychisch gesundes, neurotypisches Kind zu haben.

Für psychisch Erkrankte und ihre Eltern sind diese diese Ratschläge ein Hohn.
Ein "gesundes Kind" kann man zwingen - nicht schön, aber möglich.

In einem solchen Fall, wo es um pathologische Ängste geht ist das aber weder ratsam noch zielführend. Soll die AP einen schreienden kurz vor dem Kollaps stehenden 11-Jährigen unter Anwendung körperlicher Gewalt in die Therapie zerren???

Könnt ihr euch nicht vorstellen? Ist aber die Realität in vielen Familien mit psychisch erkrankten Kindern...

Das vielleicht gut gemeinte: "Da muss man sich jetzt aber mal durchsetzen!" hilft nicht nur gar nicht, sondern kommt mit impliziter Kritik an der Erziehungsfähigkeit der Eltern.

Und obwohl ich viele Standpunkte der AP bzgl. anderer Themen sehr kritisch sehe, sehe ich hier keinerlei pädagogisches Versagen. Ohne Zustimmung des Patienten keine ambulante Psychotherapie. So einfach ist das nunmal.

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von allin am 28.01.2024, 21:02 Uhr

Wenn jemand psychische Probleme hat, dann hilft ein "reiß dich mal zusammen" einfach nicht.

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von Schniesenase am 28.01.2024, 21:19 Uhr

Das stimmt schon. Und dennoch verharren genau durch die Absolutheit, die dann hinter dieser Aussage stehen, Eltern in der Paralyse, weil sie ja nichts machen KÖNNEN. Wie viele Co-psychisch-Kranke Angehörige, die an dem Dogma "Ersie KANN ja nicht anders, also darf nicht nichts verlangen!" kaputt gehen. Darum finde ich wichtig, ihn nicht an der Stelle der Ängste stehen (oder auch hängen) zu lassen, sondern nicht aufzuhören, das zu thematisieren, wertschätzend, verständnisvoll UND mit dem immer auch offenen Bewusstsein, dass der angstgesteuerte Mensch eben nicht alle kontrollieren (können) darf, dass man selbst auch Grenzen hat.

Das kommt mir bei diesen Hinweisen oft etwas zu kurz.

Ich habe selbst kein neurotypisches Kind, wie Du schreibst, und ich kenne sehr genau die Situation, wenn auch nicht in diesem Extrem, und ich weiß, wie wichtig es ist, nicht locker zu lassen, inhaltlich zu sprechen, die diffusen Ängste auf den Tisch zu bringen - und auch die eigenen Dogmen in Bezug auf Schule und Lehrer/innen.zu überdenken, bzw. auch nicht in die Gefühle des Kindes diesbezüglich einzusteigen, sondern sie stattdessen erst mal wahrzunehmen und dann die Sache genauer zu betrachten. Ebenso positive Zukunftszenarien zu spinnen, die Aufmerksamkeit auf das zu richten, was gut sein kann und weg von dem, was schlimm werden könnte. Auch dahin zu schauen: Wenn es schlimm werden würde, was wäre dann, wo liegt die Lebensgefahr (Angst soll uns vor Lebensgefahren schützen, das ist ihre Aufgabe, darum ist sie so mächtig)?

Den Begriff des "pädagogischen Versagens" (sei es durch implizite Kritik an der "Erziehungsfähigkeit" der Eltern geäußert oder fachlich festgestellt) halte ich für problematisch. Einfach, weil es doch alle wirklich halt so gut machen, wie sie es eben können, und niemand hat vorher gelernt, das eigene Kind mit all seinen Besonderheiten und Eigenarten "richtig" zu begleiten. Man wächst hinein, mit Glück so, dass es nicht zu solchen Krisen kommt, aber versagen tut niemand, wenn es nicht klappt. Auch Eltern, die mit Hilfe von Erziehungsberatung Lösungen finden und denen man im Nachhinein ja so mangelnde Erziehungsfähigkeit vorher attestieren könnte, haben doch alles eben so gut gemacht wie sie es eben konnten, vor dem eigenen Hintergrund, der eigenen Geschichte, der Disposition des Kindes, im Team als Eltern usw. Insofern halte ich es wie Du nicht für zielführend und auch eher für schädlich, wenn hier den Eltern implizit "Versagen" vorgeworfen wird und stimme Dir zu.

Dennoch: Man darf nicht auf der Vorstellung hängenbleiben, das Kind KÖNNTE ja nicht. Es KANN! Und davon überzeugt zu sein und dem Kind diese positive, überzeugte Haltung zu spiegeln und auch und gerade in der Diskussion über Schule und alles niemals aufzugeben, weil man ja WEIß, er kann es eigentlich, ist so wichtig!

Ich wünsche Suityourself wirklich sehr, dass sie und ihre Familie Lösungen finden, die allen zu einem glücklichen Leben verhelfen.

Für mich ist immer wichtig zu sehen, dass mein Kind, jedes Kind, jede/r Erwachsene das eine schon kann, das andere aber noch lernt und auch noch lernen darf. Es gibt in diesem Sinne kein Versagen, nur einen Lern- und Entwicklungsweg.

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von schneeziege08 am 28.01.2024, 22:36 Uhr

Ich glaube wir sind da ziemlich nah beieinander und ich verstehe genau, was du meinst.
Ich hatte ja in meinem ersten Post auch keinesfalls angeregt, das Verweigern einfach zu akzeptieren.
Mich haben nur ein paar der simplen Antworten mancher hier total aufgeregt. Als ob es so einfach wäre...

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Und wenn ich ihn fesseln müsste ….

Antwort von Caot am 29.01.2024, 10:06 Uhr

…..klar musst du das Kind zwingen. Es ist 11, nicht 17.

Das Problem ist doch. Entweder ich geh das an, als vertraute Person, oder da kommen Fremde die das dann noch weniger schön umsetzen. Es gibt Schulpflicht. Und ein Kind was nicht zur Schule geht bekommt Ärger. Auch Schule will das geklärt haben. Zuerst gegen sie den Eltern freundlich auf den Keks, dann weniger freundlich und im Zweifel steht da das Jugendamt vor deiner Tür.

Wenn man das alles nicht will, schnappe ich mir doch mein Kind und setze es in der Therapiestunde ab. Und wenn ich es an mein Handgelenk fesseln muss.

Auch wenn man das Kind zwingt, bin ich doch als Mutter immer noch die bessere Person als eben im Endspiel eine Dritte.

Im übrigen muss man der traurigen Tatsache ins Auge blicken, dass natürlich über Personen geredet wird, die anders sind. Auch in der Schule. Bei Kindern wie Erwachsenen. Das ist Thema in einer mehr oder weniger schamhaften Variante. Ich kann da nur empfehlen ganz offen damit umzugehen, nicht irgendetwas zu verheimlichen sondern erklären. In der Klasse meiner Jüngsten betraf es gleich 2 Kinder. Natürlich waren die Gesprächsthema. Und natürlich wurde ein Kind auch in eine ambulante Therapie von den Eltern gezwungen. Die Mutter war total taff. Vor der Klasse hat sie das erklärt. Und ihr Kind gezwungen. Jetzt hat es sich gefangen. Nicht alles ist gut, aber einiges besser.

Ein Kind zwingen heißt ja nicht es alleine zu lassen.

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Re: in dem Alter würde ich ihn zwingen

Antwort von DK-Ursel am 29.01.2024, 10:48 Uhr

Ich kann Dir aus Erfahrung, aber auch nach Expertenberatung sagen, daß Du auch ein kind in diesem Alter nicht (mehr) zwingen kannst.
Meinetwegen bring ihn persönlich zur schule und hol wieder ab… in der Zwischenzeit hast Du keine Kontrolle und kein Lehrer kann sich nur um Dein Kind kümmern. Er haut ab und Du hast ein Problem mehr.
Selbst wenn die Schule Dir erlaubt, daneben zu sitzen, hast Du so verloren: wenn sich das Kind verweigert, nützt dich die ganze physische Anwesenheit gar nichts.
Abgesehen davon, daß der Haß, Die Wut, die Ablehnung … was immer es ist ist…durch Zwang eben nur noch größer werden.
Es führt kein Weg daran vorbei, professionelle Hilfe zu suchen, die so kompetent ist, die Ursache für die Verweigerung zu finden, diese zu beheben und das Kind zu motivieren.
Dabei können Eltern mitarbeiten, aber selten die ganze Arbeit leisten, da weder ausgebildet/erfahren genug noch emotional unbeteiligt, also objektiv an die Problematik rangehen.
Laßt Euch als Eltern weder einreden, Ihr hättet „Schuld“ (selbst wenn es etwas in Eurem Zusammenleben oder verhalten zu ändern geben sollte) noch Ihr könnt oder gar müßt das alleine regeln!
Ich wünsche der Familie alles Gute, es wird sicher ein langer und steiniger Weg, aber der Einsatz lohnt sich!

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Re: Und wenn ich ihn fesseln müsste ….

Antwort von DK-Ursel am 29.01.2024, 10:51 Uhr

Auf den Zwang habe ich oben geantwortet.
Glaube mir: dadurch verlierst Du schon von vornherein !
Und wenn Du dann so erstmal auch den letzten Rest Vertrauen des Kindes verspielt hast, wird der Weg unendlich hart, dagegen ist ein Schulproblem noch das geringste Übel.
Gerade weil er noch so jung ist, gibt es doch ganz andere Wege, an ihn ranzukommen.
Ich bin froh, nicht auf „Erziehungsberater“wie Dich gestoßen zu sein in Krisenzeiten…

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Re: Und wenn ich ihn fesseln müsste ….

Antwort von Caot am 29.01.2024, 11:27 Uhr

Und glaub du mir, lieber durch mich als Mutter gezwungen als durch ein unbekannten Dritten.

Ich bin froh nicht auf „Erziehungsberater“ wie Dich gestoßen zu sein in Entscheidungszeiten.

Übrigens hat hier keiner, auch nur implizit, der AP fehlende Erziehungskompetenz unterstellt. Aus keinem einzigen Post kann ich das heraus lesen. Und zwingen bedeutet nicht das Kind anzubrüllen, zu erniedrigen oder zu demütigen.

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Re: in dem Alter würde ich ihn zwingen

Antwort von Caot am 29.01.2024, 11:29 Uhr

Und ich kann Dir aus Erfahrung berichten, dass ich das sehr wohl konnte. Und trotzdem ist unsere Eltern-Kind-Beziehung super.

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von Schniesenase am 29.01.2024, 12:56 Uhr

Ja, glaube ich auch. Und ich kann verstehen, dass Dich das aufgeregt hat. Es gibt eben keine einfachen Lösungen für solche Probleme, und es gibt auch keine Allgemeinrezepte, weil jede Konstellation Kind-Schule-Eltern-Disposition Kind eine andere ist.

Nein, das hattest Du nicht angeregt, aber es ist natürlich, was dann oft aus diesen Botschaften gelesen wird, wenn sie als Gegepol zur "Zusammenreißfraktion" geschrieben werden und was so mache Eltern in der Hilflosigkeit und Ohnmacht hängenbleiben lässt, wenn sie es so lesen.

Der ständige Verweis auf die Schulpflicht nervt mich übrigens sehr, denn man muss natürlich auch nachvollziehen, dass Schule für manche Kinder eine übergroße Herausforderung sein kann und es extrem schwierig ist, sie da gesund zu begleiten, und vieles läuft an vielen Schulen nicht gut, für die Kinder nicht gesund, übrigens auch für die Lehrkräfte.

Ich fand es sehr nützlich zu lernen, dass Schule eine Herausforderung ist, nicht ein unumgängliches Übel. Damit kann das Kind dann auch lernen, gute Wege zum Umgang mit diesen Herausforderungen zu finden und muss nicht Opfer sein.

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Re: Und wenn ich ihn fesseln müsste ….

Antwort von Schniesenase am 29.01.2024, 14:02 Uhr

Hätte ich das seinerzeit so gemacht wie Du schreibst, auch mit Verständnis und freundlicher Begleitung, dann hätte ich mein Kind definitiv verloren und gebrochen. Es wäre für sie nicht der richtige Weg gewesen.

Es gibt hier keine Rezepte. Es gibt nur den individuellen Umgang mit der Situation, und da ist therapeutische Hilfe so nützlich, man sollte sich nicht scheuen, sie in Anspruch zu nehmen.

Wenn jemand - "Ähhh, wie alt ist das Kind..." schreibt, dann ist das am Ende klar eine Kritik an der Erziehungs- und Entscheidungsfähigkeit der Eltern. Es gab andere Bemerkungen, wie die Geschichte mit dem "Zusammenreißen". Doch, natürlich wird die Mutter hier so manches als Kritik lesen.

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Re: Vielen Dank für den ganzen Input! Und noch ein paar Infos

Antwort von suityourself am 29.01.2024, 14:46 Uhr

Ja, Kind wurde bereits von einem KJP evaluiert.
Nein, eine medikamentöse Behandlung ist aktuell weder notwendig noch zielführend.
Eine HB ist ebenfalls ausgeschlossen.
Tatsächlich ist er bzgl. der sozialen Reife fortgeschrittener als seine Altersgenossen und gehört zu den eher sensiblen Menschen, trägt dabei sein Herz aber nicht auf der Zunge.

Fesseln, zwingen, "das entscheiden die Eltern" - nein, so funktioniert auch bei Kindern keine psychologische Maßnahme. Auch ein Kind in diesem Alter muss ein Mindestmaß an "etwas ändern wollen" mitbringen.
Dies wurde auch ganz klar von den Therapeuten, Sozialpädagogen etc in der Tagesklinik kommuniziert. Er muss nicht "Hurra"- schreien - verweigert er jedoch schon das regelmäßige Erscheinen, Mitarbeit etc kann ihm dort (ebenso wie bei Erwachsenen) nicht geholfen werden.
Könnten wir ihn einfach dort hin zwingen, könnten wir ja auch einfach zur Schule zwingen ;-)

Einem Kind, dass sich teilweise übergibt am Abend, das morgens weinend im Auto sitzt, obwohl es selbst zur Schule wollte und es nun doch nicht schafft ... dem kann man eben genau nicht mit "nun beiß dich mal durch" kommen.
Glaubt mir, das haben wir ebenfalls alles durch.

Schulpflicht - ja, natürlich gibt es die. Natürlich sind der Schule irgendwann auch die Hände gebunden. Aber erst mal steht doch wohl im Vordergrund, dem Kind zu helfen. Er ist ja nicht einfach rotzig und haut zB aus dem Unterricht ab. Er stört auch nicht, macht Quatsch oder ist sonst wie auffällig. Es ist ihm auch nicht egal, ob er es zur Schule schafft oder nicht.

Und natürlich weiß unser Kind auch, was die weniger sanften Alternativen sind oder Konsequenzen, die man irgendwann nicht mehr abwenden kann. Aber er ist 11 - er hört die Dinge wohl, er versteht sie auch zum Teil. Aber zum Teil denke ich, können sich 11-jährige eben genau nicht wirklich vorstellen was es heißt, in einer stationären Maßnahme zu stecken zB. Nicht wirklich glauben, dass die Eltern nicht alles wieder hinbiegen können usw.

Wir haben in wenigen Tagen einen 2. Termin. Unserem Kind haben wir gesagt, er soll es sich anschauen. Er kann es ausprobieren und ist eben nicht auf Gedeih & Verderb dazu verpflichtet, 3 oder 4 Monate dort zu bleiben. Also irgendwie schmackhaft machen und hoffen, dass er dann merkt, dass es ihm gut tut.

Wir als Eltern haben dann dort auch Termine. Es geht eben auch um die Familie als Gesamtkonstrukt.

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Re: Bzgl. als Kritik verstehen

Antwort von suityourself am 29.01.2024, 14:56 Uhr

Über den Punkt sind wir bereits hinaus.
Wir haben schon alles an Kritik gehört, was wir ganz sicher falsch gemacht haben, was andere offenbar viel besser gemacht haben als wir und so weiter und so weiter.
Wir haben uns selbst natürlich auch 1000 x gefragt, was wir falsch gemacht haben.
Keine Ahnung. Es wird nicht die 1 glasklare Sache geben, auf die man den Finger legen kann.
Wir wissen für uns, dass wir immer! im Sinne unseres Kindes gehandelt haben. Wir haben uns immer gefragt, wie wir es für alle - also nicht nur für uns - gut machen können.
Es war uns immer wichtig, dass unser Kind sich in seiner Familie geborgen fühlt, respektiert, akzeptiert so wie er ist, geliebt.
Vielleicht waren wir zu sanft, vielleicht unbewusst doch Druck gemacht, vielleicht dies, vielleicht jenes.
Am Ende wird es ein Zusammenspiel unterschiedlichster kleiner Dinge sein und nichts davon absichtlich oder aus Desinteresse.
Deswegen wäre die Tagesklinik ja ein Segen. Weil es dort nicht nur darum geht, ein Kind wieder "richtig auf Spur zu bringen", sondern eben auch genau darum geht: wo hakt es total unbewusst wir jeden in der Familie. Wo ist bei allem guten Willen eben doch Sand im Getriebe.
Dieser familiensystemische Ansatz hat aber eben Gott sei Dank nichts damit zu tun, dass wir als Eltern sofort erst mal in der Kritik stehen, weil es ja schließlich nur an denen liegen kann, wenn Kind sich so verhält ;-)

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Re: Vielen Dank für den ganzen Input! Und noch ein paar Infos

Antwort von kirshinka am 29.01.2024, 18:37 Uhr

Bei uns fing es an besser zu werden, als wir nicht mehr gezwungen haben.
Dann ging Kind halt nur an 3 von 5 Tagen die Woche zur schule. Entschuldigt natürlich.

Mittlerweile ist wieder viel besser - klar gibt’s noch immer mal wieder tiefen, aber das ganz große ist überstanden.

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Re: Bzgl. als Kritik verstehen

Antwort von kirshinka am 29.01.2024, 18:39 Uhr

Ja - das kenne ich. Die Selbstvorwürfe hören nie auf, aber das wichtigste ist, dass es dem Kind besser geht.
Ich drück euch die Daumen und bin in Gedanken bei euch!

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Re: Bzgl. als Kritik verstehen

Antwort von allin am 30.01.2024, 20:14 Uhr

"Über den Punkt sind wir bereits hinaus.
Wir haben schon alles an Kritik gehört, was wir ganz sicher falsch gemacht haben, was andere offenbar viel besser gemacht haben als wir und so weiter und so weiter."
Gräme dich nicht. Vielleicht war manche Kritik als gut gemeinter Ratschlag gedacht, aber es gibt leider doch noch immer viele, die seelische Erkrankungen nicht als solche anerkennen können.
Ich wünsche euch alles Gute!

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Re: Vielen Dank für den ganzen Input! Und noch ein paar Infos

Antwort von Schniesenase am 30.01.2024, 22:51 Uhr

Ich wünsche Euch alles Gute! Heads up!

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Re: Und wenn ich ihn fesseln müsste ….

Antwort von DK-Ursel am 31.01.2024, 11:10 Uhr

Danke Schniesenase.
Zwang ist Zwang, ob nett oder mit der Knute geäußert und bringt schon bei kleineren Verweigerungen Nicht-Motivation gar nichts, außer noch mehr Trotz, Verweigerung und „“nun gerade nicht“.
Du machst jegliche Kommunikation unmöglich, wenn du deine Macht derart ausübst dem Kind gegenüber zeigst. Statt Ursachenforschung und danach -behebung zwingst Du durch, was Du = Erwachsene für ruchtig halten.
Dem kind sind aber derzeit andere Dinge wichtiger, und das kann viel sein: Unwohlsein in der Schule wegen irgendwas oder irgendwem, Unwohlsein wegen lernen müssen als solchem, Unwohlsein wegen dem Gefühl, , Erwartungen nicht zu erfüllen, trotz gegenüber den Eltern wegen ??? Uvm.
Wenn ich hier lese, wie weitgehend schlechte Esser hofiert werden, dann wundere ich mich, daß man dem Kind nicht auch da Zwang antut und ihm das gesunde Essen reinstopft. Würde es so lernen, gesünder zu essen? Kaum.
Aber das die vermutlich ernsthafter begründete schulverweigerung wird mit Zwang behoben?
Abgesehen davon, daß ich, wie geschrieben, aus bitterer Erfahrung weiß, daß das nichts bringt, daß ein Kind weiterhin weiß, wie es sich verweigert, erreicht zwang nur noch noch mehr Abkehr. Und DAS kann ich sogar verstehen: Menschen , die uns zwingen wollen, und sei es auch zu einem Glück, das wir aber so nicht sehen, lieben wir nicht.

Ich bin froh, hier auf Hilfe gestoßen zu sein , die diese eher „deutsche“ Art in mir ausgebremst hat. Auch wenn ich oft zweifelte und verzweifelte: es hat uns weitergebracht als jeder Zwang zu etwas es je geschafft hätte.
Und nur zur AP: dieselbe Tochter hat sich später selbst ein Gymnasium gesucht und ihr Abitur gemacht, mit großem Einsatz und obwohl wir klar und offen kommunizierten, daß sie für uns auch ohne Abitur = weiteren Schulgang okay wäre. Nein, mit zwang hätte sie diese schulische Schufterei niemals auf sich genommen, im Gegenteil.
Und sie hätte sich uns auch nie mehr angenähert, so wie sie es jetzt wieder getan hat.
Mein Rat ust vir allem, nie auf den derer zu hören, die nicht wissen, wovon sie reden.
Das gilt bei vielen Dingen, aber bei Kindern, die nicht so gradlinig im Sinne der allgemeinen Definitionen ihren Weg gegen, kann einem das nur schaden . Denn da liegt allermeistens doch ein versteckter Vorwurf. Mag se8n, wir hören ihn mehr als er gemeint ist, er ist auf jeden Fall Salz in einer offenen Wunde, tut enorm weh (auch das kann wohl nur der fühlen, der es erfahren hat) und ist eh nicht zu gebrauchen, da eben ein Kind, das in irgendeiner Form (plötzlich) anders (re)agiert, einfach andere Maßnahmen braucht.
Menschen mit Kindern ohne diese großen Probleme gehen davon , daß ihr Verhalten paßt, sie ahnen ga4 nicht, WIE ANDERS man denken und handeln muß, denn die „normale Logik“ greift eben nicht in unlogischen Fällen.
Wir gaben unsere Tochter zurückerobert, sie ist unabhängig, verantwortungsbewußt, verdient ihren Unterhalt und pflegt Umgang mit uns.
All das wäre wohl anders gekommen, hätten wir auf die gehört, die das Kind mit Zwang zur Schule bugsiert und dirt angebunden hätten.
(Ich glaube übrigens nicht, daß in dtld.Jugendamt und Polizei ein Kind in Handschellen zur Schule transportieren und dort festsetzen. Zumindest hoffe ich, daß man diesbezüglich doch ein bißchen weiter ist in der Pädagogik als manche Eltern hier!)

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von DK-Ursel am 31.01.2024, 11:17 Uhr

Genau. Wir erwachsene müssen umlernen mit Kindern, die uns besonders herausfordern und sich den gängigen Verhaltensmustern verweigern.
Wer Kinder hat, die gesellschaftlich „reinpassen“ von kleinen Herausforderungen abgesehen,die es ja immer gibt, der kann auch in den üblichen Bahnen denken, handeln und erziehen.
Wo sich ein Kind aber vehement verweigert oder querstellt, total anders als erwartet und eben nicht für uns „sinnvoll und normal“ agiert, müssen gerade die Erwachsenen raus aus dieser kleinen Box, müssen anders denken und handeln.
Wenn wir das als Erwachsene schaffen, geht es zwar den vielen „Normalos“ gegen den Strich, führt aber bei so einem „unnormalen“ Kind weiter.
Und es gegt wohl darum, dem Kind zu HELFEN statt Normen und Regeln zu erfüllen!

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von DK-Ursel am 31.01.2024, 15:39 Uhr

Schöner, besser hätte ich es nicht schreiben können.
Natürlich KANN das Kind generell - nur eben nicht in dem Zustand, in dem ist.
Und aus dem muß man ihm HERAUShelfen - und es nicht ZU etwas zwingen.

Die elterliche Schuldfrage stellen sich alle verantwortungsbewußten Eltern und die "hilfreichen" Ratschläge und Tips und Hinweise von Menschen, die keine Ahnung von dem Problem haben, verstärken oft diese Gewissensbisse und das Gefühl, alles falsch gemacht zu haben.
Aber letztendlich ist es so, wie Du schreibt: Alle versuchen doch, es gut für ein Kind zu machen.
Nur sind bei jedem Menschen die Mittel verschieden, weil eben die Menschen verschiedenen sind.
Wir haben geglaubt, im Großen und Ganzen mit unserer Art zu erziehen, Rahmen, Grenzen und Möglichkeiten zu geben laufe alles richtig und gut, weil es doch beim ersten Kind gut lief und funktionierte.
Daß das 2. Kind total anders tickt und dauernd alles anders auffaßte, als wir es meinten und sich von daher schon in eine Abwehrhaltung reinmanövrierte, sahen wir leider auch erst zu spät.
Eine Freundin, Mutter eines ADHS-Jungen, meinte auch mal: hätten sie nicht noch 2 andere Söhne gehabt, hätten sie ich auch für die schlechtesten Eltern der Welt gehalten, weil bei ihm eben genau gar nichts fruchtete, was bei den anderen wirkte.
Es ist dann keine Schande, altbekannte Wege zu verlassen, weg von dem, was man selbst als fruchtbar und wirksam erachtet zu kommen und Neues auszuprobieren, wozu einem Menschen raten, die mehr Erfahrung mit solchen "anderen" Menschen haben, das ist keine Schande, das ist Mut und Verantwortungsbewußtsein, selbst wenn auch das wieder bei vielen anderen Eltern ohne Problematik über Norm hinaus auf Kritik stößt.

Räumliche Distanz ist, auch wenn ich das anfangs auch nur als Erleichterung für alle Parteien ansah, auch sinnvoll. Von daher wäre eine Tagesklinik oder wie bei uns die einj. Efterskole (in Dtld. eine Art Internat) eben sicher nicht unbedingt verkehrt oder gar lieblos.
Das gibt nicht nur allen Luft zum Atmen, sondern zeigt vor allem auch dem Kind, wie es anderswo ist und was es kann - ohne Zwang und Druck.
Neues Verhalten provoziert ja auch neue Reaktionen - wenn wir als Eltern vorhersehbar reagieren, wie wir es immer getan haben und dadurch berechenbar angedeutet haben, dann weiß das Kind, wie es uns begegnen muß - instinktiv.
Wenn aber sich unser Verhalten ändert, muß auch das Kind seine Situation neu überdenken und seine Handlungen anpassen - das ist wertvoller als Festbinden am Klassenstuhl.
MIr ist es lieber, mein Kind lernt, auf lange Sicht sein Leben und sich in den Griff zu bekommen, auf eine Bahn, der es folgen will, als eins, das jahrelang gezwungenermaßen tut, was ihm abverlangt wird, wodurch sich seelische Erschöpfung, aber auch trotz, Ablehnung und Haß verstärken.
Mein Kind hat sich selbst eine Schule gesucht, einen Abschluß und eine selbstgewählte und allein durchgeführte Ausbildung gemacht, alles ohne Zwang - und obwohl es in tiefer krise war.
Das macht mich froh, weil ich sehe, es hat sich gefangen und geht seinen Weg - das ist nicht der meine, nicht der der Schwester, nicht der mancher Klassenkameraden, wohl auch nicht der, den wir vor der Krise für hatten sehen können, aber es ist ihrer und sie lebt gut darin.
Das hat aber mit allem zu tun, was Du auch beschreibst:
Verständnis, Gespräch, ich füge Loslassen hinzu und auch Verantwortung überlassen - selbst wenn es anfangs schiefgeht oder schlecht läuft.
Solange wir versucht haben, sie nach (deutscher) Manier zu zwingen, was wir für richtig oder angemessen hielten, ging gar nichts - außer daß unser Verhältnis zueinander unter den Gefrierpunkt sank. Wer das nicht erlebt hat, weiß gar nicht, wie schrecklich das ist.

Erst mit Vertrauen, mit dem Glauben an das Kind, mit dem Loslassenalter Normen, Verhaltensweisen und mit neuen Wegen hat sich vieles wieder eingerenkt und auf eine gute, tragfähige Bahn gebracht. Und ich lese hier bei mehreren, daß es bei ihnen ähnlich war - ganz verkehrt scheint der Weg dann eben doch nicht zu sein...
(Wobei mir immer noch schleierhaft ist, wie man ein Kind, das nicht will - zwingenwill.
Anbinden geht ja- und da redest Du nicht von Druck, Caot? Widersprichst Du Dir nicht selbst? - aber wie zwingst Du Dein Kind dazu, dem Unterricht zu folgen und den Kopf nicht abzuschalten, sich also mental zu verweigern, selbst wenn es mit Händen und Füßen gefesselt im Schulzimmer sitzt? Was ja noch die nette Variante wäre - mind. Jungen könnten sich als echte Störenfriede für den Unterricht erweisen und somit auch der Schule verwiesen werden, weil die anderen sonst auch keinen Unterricht mehr bekämen. Vielleicht fügst Du auch noch Knebel hinzu? Dann kann man immer noch die Zwangsjacke holen...
Kurz: Rein praktisch finde ich Deinen "Erziehungsrat" schon erklärungsbedürftig - ansonsten sowieso unbrauchbar, aber das habe ich ja bereits ausgeführt.)

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Re: Vielen Dank für den ganzen Input! Und noch ein paar Infos

Antwort von Cosima_82 am 04.02.2024, 11:37 Uhr

Liebe suityourself,

du hast eine PM

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von Bineglücklich am 04.03.2024, 10:18 Uhr

Meine Tochter wollte auch erst nicht in der Tagesklinik bleiben, aber dann hätte sie stationär gehen müssen. Das haben wir ihr dann klar gemacht und beim 2. Versuch, den wir Gott sei Dank bekommen haben, hat es geklappt und sie ging 5 Monate täglich zur Tagesklinik. Anschließend haben wir die Schule gewechselt und dort weiß bis heute niemand Bescheid außer der Klassenlehrer. Sie geht jetzt gerne, hat neue Freunde und gute Noten.

Ich denke, anders wirst du ihn auch nicht überzeugen, denn Schulpflicht lässt sich anders nicht umgehen.

Alles Gute und ich weiß, was ihr durchmacht.

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Re: Update Schulverweigerung

Antwort von Bineglücklich am 04.03.2024, 10:22 Uhr

Bei uns kam es übrigens vom Lockdown in der Coronazeit. Meine Tochter hatte sich einfach zu weit von anderen Kindern und Problemen entfernt und musste erst wieder einen Rhythmus finden. Sie ist Einzelkind und war dann im Lockdown meist ohne Freunde zuhause. Das spielt in der Entwicklung eine große Rolle. In der Therapie möchten sie nicht rausfinden, warum sondern nur schaffen, dass dein Sohn wieder Selbstvertrauen entwickelt und zur Schule geht.

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