Elternforum Partnerschaft

Schwester bricht plötzlich den Kontakt ab

Schwester bricht plötzlich den Kontakt ab

AnnaW1981

Hallo zusammen, ich bin gerade ziemlich aufgewühlt und traurig. Im November letzten Jahres ist mein Onkel nach jahrelanger Krebserkrankung gestorben. Die komplette Familie war danach für meine Tante da und hat sich um sie gekümmert. Obwohl absehbar war, dass es mit meinem Onkel zu Ende geht, hat sein Tod sie sehr schwer getroffen. Ich habe in den letzten Wochen und Monaten oft und lange mit ihr telefoniert und versucht eine Stütze zu sein. Ganz im Gegenteil zu meiner Schwester. Obwohl sie einen ähnlichen Kontakt zu unserer Tante hatte, hat sie es bis heute nicht fertiggebracht, ihr Beileid zu bekunden. Meine Mutter hat mich kurz nach dem Tod des Onkels oftmals gefragt, ob ich wüsste, was mit meiner Schwester ist und warum sie sich nicht meldet. Ich habe daraufhin meine Schwester kontaktiert und gefragt, was denn los sei. Angeblich hätte sie gerade keine Kraft und keine Nerven dafür, war die Antwort. Ich hatte sie gebeten, wenigstens eine Karte zu schreiben, weil es sich eben so gehört. Sie meinte, darauf hat sie keine Lust. Ich war fassungslos. Als mich dann auch noch meine Tante anrief und weinend fragte, warum sich meine Schwester nicht meldet, war ich wirklich wütend. Ich schrieb meiner Schwester eine Nachricht, dass egal, wie es einem selbst geht, es eine Frage des Anstands und Respekts ist, sich in so einer Situation zu melden. Ich war wirklich wütend und konnte nicht verstehen, warum sie so kalt und herzlos war. Daraufhin hat sie mich und meine Mutter komplett in ihrem Handy gesperrt. Meine Mutter hat sich sehr gewundert und ist unangemeldet zu meiner Schwester gefahren, um mit ihr zu reden. Da hat sie erfahren, dass meine Schwester schwer von mir enttäuscht ist, weil ich ihr zu nahe getreten bin. Sie hätte mir ja gesagt, dass sie es momentan nicht schafft, sich zu meldet und erwartet, dass ich es akzeptiere. Deswegen will sie ab jetzt keinen Kontakt mehr zu mir. Ich habe mehrmals versucht, nochmal auf sie zuzugehen. Da ich sie übers Telefon nicht erreichen konnte, habe ich ihr zu Weihnachten ein schönes Paket mit selbstgebastelten Keksen gepackt. Daraufhin kam keine Reaktion. Dann habe ich versucht, über ihren Mann mit ihr zu sprechen, habe ihn also angerufen und ihn gebeten, mir meine Schwester ans Telefon zu holen. Er fragte sie und ich habe gehört, wie sie im Hintergrund genervt geantwortet hat, dass sie nicht mit mir sprechen will. Seitdem ist bei uns Funkstille. Ich leide sehr unter der Situation und bin extrem unglücklich. Ich bin wütend weil sie mich so eiskalt abserviert und traurig weil es ja eigentlich meine kleine Schwester ist. Meine Mutter steht komplett zwischen den Stühlen und versucht sich weitestgehend rauszuhalten. Sie möchte natürlich nicht wieder den Kontakt zu meiner Schwester und damit auch zum Enkelkind verlieren. Sie weiß, dass meine Schwester da rigoros ist und den Kontakt abbrechen würde wenn man sie in Frage stellt. Ich bin fassungslos darüber, wie jemand so mit seiner Familie umgehen kann. Ich bin 40, sie Mitte 30. wir hatten nie Streit und konnten eigentlich immer über alles sprechen. Natürlich stelle ich mir die Frage, was ich hätte anders oder besser machen können. Aber ich finde es eben wichtig, dass man in der Familie zusammenhält und gerade in schweren Situationen füreinander da ist. Sie sieht das offenbar anders. Im Grunde ging es ja nur darum, unserer Tante Beileid zu bekunden. Ich weiß jetzt nicht, wie es weitergehen soll zwischen mir und meiner Schwester. Meine Mutter sagt, ich soll einfach hinfahren aber mittlerweile traue ich mich das gar nicht mehr. Wie würdet ihr reagieren? Ich danke euch für eure Gedanken und Denkansätze :)


Fru

Antwort auf Beitrag von AnnaW1981

Kann man nicht, wenn jemand klar und deutlich sagt „hey, ich kann das gerade nicht“ auch dieses einfach respektieren? Wenn Du so mit mir umgegangen wärest, hätte ich genau so reagiert. Das gehört sich so? Kannst Du Dir vorstellen, dass Deine Schwester auch schwer getroffen ist? Warum hast Du Deiner Tante nicht gesagt, dass sie ihr einfach etwas Zeit geben soll? Stattdessen drischt Du auf sie ein . Ich würde mich als erstes bei der Schwester entschuldigen und ganz ganz kleine Brötchen backen und dann würde ich mich auch bei der Tante entschuldigen, Du wirst Deine Schwester dort ja durch den Kakao gezogen haben… Ätzend, dass man nicht akzeptieren kann, dass jeder eine andere Art und Weise hat, mir soetwas schwerem wie Trauer, umgeht.


AnnaW1981

Antwort auf Beitrag von Fru

Danke für deine Ehrlichkeit. Trotzdem möchte ich hier nicht so unfreundlich angegangen werden. Deine Art zu schreiben empfinde ich als sehr herablassend. Irgendwie nicht so schön… Möchtest du, dass jemand so mit dir spricht? Warum kann man nicht einfach nett schreiben? Andere können das doch auch- Siehe diverse andere Texte unter meinem Beitrag. Dann vielleicht besser gar nichts schreiben…


Sternenschnuppe

Antwort auf Beitrag von AnnaW1981

Sorry, aber ich empfinde Dich da auch als sehr übergriffig. Sie ist Mitte 30, wenn sie ihr Beileid nicht bekunden will, dann geht das nur sie was an. Das ist ausschließlich die Baustelle von Deiner Schwester und der Tante. Wieso hast Du Dich da überhaupt so reinziehen lassen? An Deiner Selle würde ich es mal mit einer Entschuldigung bei der Schwester versuchen.


AnnaW1981

Antwort auf Beitrag von Sternenschnuppe

Danke für deine Ehrlichkeit. Ja, manchmal ist es nicht so leicht, sich nicht reinziehen zu lassen. Ehe man bemerkt, dass es passiert ist, ist es schon zu spät. Auf jeden Fall kann man daraus lernen und hält sich das nächste Mal aus solchen Situationen raus :) LG


Streuselchen

Antwort auf Beitrag von AnnaW1981

Hallo Anna, ich schreibe Mal wie ich es sehe: du bist da in eine ganz böse Falle gelaufen. Warum lässt du dich von deiner Tante und Mutter so instrumentalisieren? Wenn beiden Damen das Verhalten deiner Schwester nicht passt, warum reden sie dann nicht selbst mit ihr? Warum musst du das machen? Du weißt doch sicher auch, dass es dem Überbringer schlechter Nachrichten früher (und heute) schlecht erging? Du hast dich in was reinziehen lassen, das nicht deine Baustelle ist. DU musst deine Schwester nicht mehr erziehen und ihr sagen, was richtig und falsch ist. Wenn sie es jetzt noch nicht weiß ...Pech gehabt. Ist nicht deine Sache! Was ich richtig mies von deiner Mutter finde: Sie hat dich vorgeschickt, um deiner Schwester den Kopf zu waschen. Warum macht nicht sie das selbst? Mit viel Arbeit hat sie wieder Kontakt zur zweiten Tochter, ABER dich lässt sie jetzt hängen! Weil sie den Kontakt zur zweiten Tochter und Enkelkind nicht verlieren will. Das ist kein schöner Zug deiner Mutter. Grenz dich mehr ab von der Restfamilie! Und übernimm keine Botendienste mehr. LG Streuselchen


AnnaW1981

Antwort auf Beitrag von Streuselchen

Hallo Streuselchen, vielen Dank für deine ehrlichen Worte. Du hast Recht, das ist wirklich alles sehr blöd gelaufen. Das mit meiner Mutter habe ich noch gar nicht so gesehen. Sie ist natürlich auch in einer unglücklichen Situation, so zwischen den Stühlen. Ich werde da auf jeden Fall nochmal das Gespräch suchen. LG


Samira6

Antwort auf Beitrag von AnnaW1981

Ich käme in so einer Situation gar nicht auf die Idee, meiner Tante mein Beileid zu bekunden. Gerade nachdem die Familie bis zum Tod deines Onkels so sehr zusammen gehalten hat, ist es doch auch für dich und deine Schwester eine schwere Situation. Beileid bekundet man ja eigentlich fremden Personen, um ihnen zu sagen, dass man mit ihnen mitfühlt, obwohl es einen nicht direkt betrifft. Ich finde, du solltest es deiner Schwester überlassen, wann und worüber sie mit eurer Tante spricht. Sei du einfach für die Tante da, so wie du es als nichtig empfindest.


AnnaW1981

Antwort auf Beitrag von Samira6

Hallo Samira, danke für deine Antwort. Ich finde deinen Denkansatz sehr interessant. So habe ich das noch gar nicht gesehen. Ich kenne es bisher immer so, dass man auch innerhalb der Familie und nicht nur bei Fremden sein Beileid bekundet. Aber du hast Recht, jeder geht mit so einer Situation anders um. LG


cube

Antwort auf Beitrag von AnnaW1981

Jeder Mensch geht anders mit Trauer um. Was "sich gehört" oder so ist nicht relevant. Eine Karte "weil es sich gehört" und andere sich dann freuen würden, wäre sicher völlig emotionslos gewesen und hätte nichts zu bedeuten. Ich kann so etwas auch nicht gut. Ich bin traurig, wenn jemand verstirbt und ja, ich gehe auch zur Beerdigung wenn eingeladen. Aber ich fühle mich dabei nicht wohl. Ich habe nicht das Gefühl, mit dem Herzen dabei zu sein, wenn ich irgendwelche Anforderungen gemäß "Anstand/gehört sich so" erfüllen muss. Ich trauere für mich. Nicht für andere, damit die sich besser fühlen und ich Ansprüche erfüllt habe. Also ja, ich kann verstehen, wenn deine Schwester erst mal Ruhe wollte. Warum gesteht man gerade einem geliebten Menschen nicht zu, für sich selbst erst mal klar kommen zu können anstatt denjenigen von allen Seiten zu bedrängen, jetzt gefälligst so zu trauern und sich zu verhalten, wie ANDERE es gerne hätten?


AnnaW1981

Antwort auf Beitrag von cube

Hallo cube, danke für deine Antwort. Ich sehe es im Grunde auch so wie du. Natürlich trauert jeder auf seine Art und Weise und natürlich auch für sich selbst. Ich denke, ich habe mich da einfach in eine blöde Situation drängen lassen und erwartet, dass jeder so reagieren muss, wie ich es für richtig halte. Ist offensichtlich nicht so optimal gelaufen Aber man lernt ja bekanntlich nie aus. LG


Bela66

Antwort auf Beitrag von AnnaW1981

Hallo, der Rückzug Deiner Schwester ist sehr schmerzvoll und beunruhigend, ich weiß. Du kannst aber zunächst davon ausgehen, dass der Kontaktabbruch momentan noch vorübergehend ist und eine Reaktion im Affekt war. Damit er aber nicht von Dauer ist, ist es sicher gut, dass Du überlegst, wie Du Eure Beziehung auf neue Füße stellen kannst. Ich habe selbst eine Schwester, mit der es nicht immer einfach ist. Aus Erfahrung würde ich jetzt zunächst mal vermuten, dass Deine Schwester vielleicht jünger ist als Du, oder? Du bist vielleicht älter, hast mehr Lebenserfahrung. Aber auch wenn nicht: Du fühlst den Impuls, Deiner Schwester ungebetenen Rat zu geben. Das passiert schnell, ich habe das früher auch gemacht. Mir war nicht klar, dass das übergriffig ist, und zwar sehr. Du schreibst am Schluss, Dir sei wichtig, dass die Familie zusammenhält usw. Das ist gut. Danach solltest Du auch leben. Es ist aber nicht Dein Job, auch alle anderen, wie z. B. Deine Schwester dazu zu bringen, sich richtig zu verhalten. Sie ist eine erwachsene Frau. Sie mag Fehler machen, aber es sind IHRE Fehler. Du bist nicht in der Mutter-Rolle, das musst Du Dir wirklich klarmachen. Wenn Deine Schwester Dinge tut, die in Deinen Augen falsch sind, dann darfst Du das so sehen. Du darfst auch ein Mal (!) sagen, dass Du es schön fändest, sie würde anders reagieren. Du darfst aber nicht insistieren, als seiest Du die entscheidende moralische Instanz der Familie. Egal wie nachvollziehbar Deine Motive sind (und das sind sie natürlich) - Du bist nicht die Mutti der Familie, die alle anderen erziehen und belehren muss. Wenn Du Dir diese Rolle anmaßt, zwingst Du andere förmlich dazu, sich von Dir abzugrenzen. Dabei geht es nicht ums Inhaltliche und darum, wer letztlich „recht hat“. Sondern um die Grenzüberschreitung als solche. Ich musste das teilweise auch erst lernen. Es ist nicht der Job einer Schwester, ihre Schwester zu erziehen, sie zu belehren oder ihr zu sagen, wie sie in jeder Situation richtig zu handeln hat. Man muss es aushalten können, dass andere Menschen sich anders verhalten als man selbst das tun würde. Es reicht, wenn Du Verantwortung nur für Dich selbst übernimmst, nicht für andere. Und ehrlich gesagt, hat man doch damit schon genug zu tun, noch ohne dass man das Verhalten anderer gleich mitregeln will. Konkret muss man sagen, dass Du gerade dabei bist, Deine Schwester zu verlieren. Du musst also jetzt wirklich im übertragenen Sinne aufwachen. Ich weiß, es wird Dir schwerfallen und Du wirst es vielleicht zunächst auch nicht einsehen. Aber ich denke, die einzige Chance, das Wegdriften Deiner Schwester langfristig zu verhindern ist, dass Du ihr sagst, dass Du verstanden hast, dass Dein Drängen übergriffig war und dass Dir das leidtut. Wie gesagt, es geht hier nicht darum, dass Deine Ansicht zum Beileid für die Tante usw.. falsch wäre. Sondern dass Du eingestehst, auch gegenüber Deiner Schwester, dass Du nicht die Familienrichterin bist, die das Verhalten der anderen steuern und lenken und beurteilen darf. Diese Rolle musst Du aufgeben, und zwar explizit, damit Deine Schwester auch sieht, dass es hier bei Dir eine echte Veränderung gibt. Das Ganze muss auch von Herzen passieren, also ohne versteckten Vorwurf oder unterschwellige Gereiztheit. Sondern wirklich offen. LG


AnnaW1981

Antwort auf Beitrag von Bela66

Hallo Bela, ganz lieben Dank für deine offenen und ehrlichen Zeilen. Du hast eine tolle emphatische Art zu schreiben und ich finde deine konstruktive Kritik sehr verständlich. Ich werde nochmal in mich gehen und versuchen, ihr einen Brief zu schreiben. Natürlich muss mich da definitiv für meine übergriffige Art entschuldigen. LG


Leena

Antwort auf Beitrag von AnnaW1981

Deine Schwester hat Dir klar und deutlich gesagt, sie hat keine Kraft und keine Nerven. Ihr ging es offensichtlich beschissen, ob wegen des Onkels oder wegen eigener, anderer Baustellen, weißt Du anscheinend nicht. Vielleicht findet Deine Schwester ja, dass Du "kalt und herzlos" wärst, weil Du ihre Grenzen offenbar nicht respektiert hast..? Du fühlst Dich von ihr "eiskalt abserviert", aber vielleicht fühlt sie ganz ähnlich, weil sie hilflos war und keine Kraft hatte und Du ihr etwas von "Anstand und Respekt" erzählt hast..? Hattest Du sie denn gefragt, wie es ihr ging? Warum sie "keine Kraft und keine Nerven" hatte? Manchmal ist die ehrliche Frage "wie geht es dir?" verdammt schwer... Alles Gute für Eure ganze Familie!


AnnaW1981

Antwort auf Beitrag von Leena

Hallo Leena, danke dir für deine Zeilen. Ja das stimmt, da gibt es einige Baustellen, die ich natürlich auch kenne und sie hat es in letzter Zeit nicht immer leicht gehabt. Du hast absolut Recht mit deinen Worten. Da hätte ich sensibler mit umgehen müssen. Man darf einfach nicht immer davon ausgehen, dass andere so reagieren, wie man es selbst für richtig hält. LG


Hurch

Antwort auf Beitrag von AnnaW1981

Ich möchte mich den anderen anschließen und nur noch ergänzen: Ich hatte beim Lesen das komische Gefühl, dass es deiner Schwester selbst derzeit wirklich sehr schlecht geht bzw sie ein wirklich schlimmes Problem hat und sie das verheimlicht, weil die Familie mit dem Todesfall eh genug belastet ist. Vielleicht haben ihre Probleme mit dem Onkel gar nichts zu tun, vielleicht schon. Vielleicht ist es auch Schwachsinn, aber ich wollte das einfach zu bedenken geben, weil das halt mein erster Gedanke war beim Lesen. Ach und: von so einer erzwungenen Trauerkarte von einem nahen Familienmitglied wäre ich persönlich eher beleidigt.. Ich glaube, sie für kaltherzig zu halten ist ganz bestimmt nicht richtig


Mitglied inaktiv

Antwort auf Beitrag von Hurch

*Ich glaube, sie für kaltherzig zu halten ist ganz bestimmt nicht richtig. Das denke ich auch. Eine kaltherzige Person reagiert normalerweise nicht emotional und bricht den Kontakt ab, weil er ihr weh tut. Ansonsten wurde alles gesagt.


mausebär2011

Antwort auf Beitrag von AnnaW1981

Du schreibst "Aber ich finde es eben wichtig, dass man in der Familie zusammenhält und gerade in schweren Situationen füreinander da ist. " Damit gebe ich dir völlig recht. Und dann frage ich dich... Warum hältst du dich selbst nicht daran? Sie ist scheinbar selbst in einer schwierigen Situation. Darauf hat sie dich hingewiesen. Anstatt für sie da zu sein, Verständnis zu haben, haust du ihr mit dem Hammer einen vor den Latz. Und anstatt ihr Zeit zu geben wieder runter zu fahren, rückst du ihr auf wirklich penetrante Art und Weise immer wieder auf die Pelle. Ein anderer Punkt ist das Thema Trauer. Jeder trauert anders. Und jede Art der Trauer ist richtig, solange es der trauernden Person hilft. Und wenn sie in ihrer aktuellen Situation nicht in der Lage ist so zu trauern wie sie es sonst tun würde, sondern einen anderen Weg für sich gefunden hat, dann ist das ihr gutes Recht.


Limayaya

Antwort auf Beitrag von AnnaW1981

Also...da versetze ich mich mal in die Haut deiner Schwester... Da stirbt ein Onkel, dem ich offensichtlich sehr nahe stehe und es gibt eine Tante, der ich offensichtlich sehr nahe stehe. Nun geht es mir selber nicht gut.... Du rufst an, fragst, warum ich noch nicht kondoliert habe und ich SAGE dir "weil mir im Augenblick die Kraft und die Nerven dafür fehlen" und du? Du machst mir dann Vorwürfe? Weisst du, was ich an Stelle deiner kleinen Schwester mir für eine Antwort erhofft hätte? Sowas wie "oje, was ist denn los? Magst du erzählen? Kann ich etwas für dich tun?" Ja, ich verstehe deine Schwester!


Maca

Antwort auf Beitrag von AnnaW1981

Im Gegensatz zu allen anderen, die hier geschrieben haben, empfinde ich das Verhalten deiner Schwester als recht selbstbezogen. Wenn man (wie deine Tante) trauert, tut es verdammt weh, wenn ein vertrautes Familienmitglied danach erstmal ausschließlich die eigenen Wunden leckt und sich gar nicht, wirklich gar nicht meldet. Niemand muss Trauerbegleitung leisten, wenn es ihn überfordert oder es ihm selber schlecht geht aber eine kurze Geste der Anteilnahme sollte doch drin sein. Sich dem so absolut zu entziehen und gleichzeitig mit radikalem Kontaktabbruch zu reagieren, wenn einen jemand darauf hinweist, wie verletzend so ein Verhalten ist/ sein kann, zeugt für mich von emotionaler Unreife. Dass es deiner Schwester selber (aus welchen Gründen auch immer) sehr schlecht geht, kann ja durchaus sein, nur ist es dann auch wieder sehr ignorant und grausam, der eigenen Schwester jede Möglichkeit zu nehmen, zu helfen und Verständnis zu zeigen. Wofür will sie DICH bestrafen, warum wirst du zur Projektionsfläche?


AnnaW1981

Antwort auf Beitrag von Maca

Danke für deine Nachricht. Ja da gibt es definitiv tieferliegende Probleme über die sie mit mir wahrscheinlich einfach nicht gesprochen hat. Habe auch lange mit meinem Mann und Freunden darüber gesprochen. Die kennen uns beide nun schon lange Zeit. Viele sehen es so wie du. Vielleicht ist es Neid, vielleicht der Fakt, dass sie als jüngere Schwester das Gefühl hatte, hinten an zu stehen. Ich weiß es nicht… wenn man nicht darüber redet, kann man es auch nicht wissen. Es ist wirklich kompliziert. Mal schauen, ob wir das wieder hinbekommen. Die Enttäuschung sitzt offensichtlich auf beiden Seiten sehr tief.


Astrid

Antwort auf Beitrag von AnnaW1981

Hallo, es ist schon sehr viel Gutes im Thread gesagt worden. Ich wollte nur noch ergänzen: Jüngere Schwestern müssen sich oft einmal emanzipieren von der ewig besserwissenden älteren Schwester. Und wenn die ältere Schwester das nicht versteht, dann fällt diese Emanzipation oft sehr hart aus. Meine jüngere Schwester hat sich mir gegenüber auch stark abgrenzen müssen als Erwachsene, bis ich kapiert habe, dass man irgendwann aufhören muss, immer und immer die Weisere sein zu wollen, die sich herausnimmt, alles zu bewerten, was die Jüngere tut. Du hast über dem Leid Deiner Tante offenbar die im Moment ebenfalls schlechte Lage Deiner Schwester übersehen. Auch ihr geht es offenbar im Moment überhaupt nicht gut. Hast Du Dich dafür ehrlich und liebevoll interessiert? Ich finde das Wort „Neid“, das hier fiel, sehr gefährlich. Denn damit wertest Du Deine Schwester (schon wieder?) ab. Wer neidisch ist, ist natürlich selbst schuld. Wer neidisch ist, den muss man nicht ernst nehmen. Wer neidisch ist, ist im Unrecht. Neid ist schlecht, kindisch und falsch. Und schon bist Du wieder diejenige, die ewig im Recht ist. Das aber ist eine Sackgasse, eine destruktive Haltung. Versuche, nicht immer schon alles über Deine Schwester zu wissen. Versuche, sie nochmal ganz neu anzuschauen, sie wirklich zu sehen. Nur dann wirst Du wieder einen inneren Zugang zu ihr bekommen. Das ist ungewohnt, unbequem, ungemütlich und man muss über seinen Schatten springen. Aber wenn man das nicht tut, verliert man den anderen oft für immer. Und zwar nicht, weil der andere Schuld wäre. Sondern weil man selbst nicht in der Lage war, besser hinzusehen. Andere Menschen spüren es fast sofort und ganz unmittelbar, wenn man sie mit neuem, offenen, liebevollen Blick anschaut. Die ganze Haltung, die Stimme, die Art, wie man agiert - alles ist sofort anders, und das spüren andere Menschen oft schon in wenigen Augenblicken. Versuche einen Neustart auf Augenhöhe. Lass die große Schwester, die Checkerin und Durchblickerin, die der Kleinen sagt, wo‘s langgeht und die alles kommentieren muss, was sie macht, innerlich ziehen, sie wird nicht mehr gebraucht. LG


.Beppi.

Antwort auf Beitrag von Maca

Sehe ich ganz genauso wie Maca.


bellis123

Antwort auf Beitrag von AnnaW1981

Ich sehe es etwas anders als die meisten hier. Ich finde, es gehört sich definitiv so, der Ehefrau des Verstorbenen sein Beileid auszusprechen (einzige Ausnahme: Kinder oder falls noch vorhanden Eltern des Verstorbenen, die "müssen" der Mutter bzw. Schwiegertochter natürlich nicht konsolidieren da sie im gleich nahen Familienverhältnis stehen). Eine Karte oder Anruf gehört einfach zum Anstand dazu, egal wie schlecht es einem selbst geht. Man weiß jetzt natürlich nicht wie intensiv du auf deine Schwester versuchst hast einzuwirken. Ich finde, ein "Wink mit dem Zaunspfahl" steht dir als Schwester zu, man wird sich sowas wohl noch sagen dürfen. Aber letztendlich ist es ihre Sache, ob sie deine Tante so vor den Kopf stoßen will, und du hättest es dann dabei belassen sollen. Ich denke ehrlich gesagt, dass da noch was anderes dahinter steckt, was deine Schwester dir nicht sagt (Streit mit Onkel noch vor dem Tod, etc.)