Unser Sohn ist ein halbes Jahr alt. Er war sehr neugierig, wenn er mit uns am Tisch saß und hat uns beinah das Essen vom Teller oder vom Besteck geklaut. Ich habe es mal mit Möhrenbrei versucht bei ihm, den Geschmack und die Konsistenz mag er jedenfalls. Allerdings lutscht er den Brei nur vom Löffel, das sind dann 10g insgesamt und hat dann keine Lust mehr. Soll ich es in ein paar Tagen nochmals probieren? Er greift auch nach dem Breilöffel und schiebt sich den selbst in den Mund.
Vielen Dank!
von
Salome91
am 15.03.2024, 14:00
Antwort auf:
Beikosteinführung
Hallo Salome91
es sieht so aus, als wäre dein Baby wahrscheinlich beikostreif und möchte neue Erfahrungen machen.
Wenn dein Baby beikostreif ** (s. ganz unten) ist, d.h. wenn bei du bei deinem Baby alle im Text unten stehend genannten Zeichen erkennst, kannst und solltest du mit der Beikost starten. Das bedeutet dann wiederum nicht zwangsläufig dass es Brei als Beikost geben müsste und es bedeutet auch nicht, dass dein Baby einen Brei/Beikost gelöffelt/gefüttert bekommen müsste. Und es bedeutet auch nicht, dass du deinem Baby einen Brei/Beikost in einer bestimmten Menge geben bräuchtest. Insofern war und ist alles schon mal ganz richtig, wie es bei euch gelaufen ist.
Beikost kannst du erst einmal ganz wörtlich nehmen und Beikost als diese betrachten. Beikost ist alles das, was dein Baby isst und trinkt, was keine Muttermilch/Säuglingsmilch ist. Essmenge ist zunächst unerheblich.
Dass sich dein Baby den Breilöffel selbst zum Mund führt, das ist also ganz wunderbar. Es wäre auch möglich, wenn dein Baby den Finger direkt eintunkt und isst.
Ganz allgemein kann Beikost auch mit festeren (aber weichen und ungefährlichen) Speisen begonnen werden - diese Methode nennt man BLW (baby led weaning) oder auch breifrei. Obwohl das nicht unbedingt exakt das Gleiche ist, werden die Begriffe dennoch meistens synonym verwendet.
Hast du dich mit dem Thema Beikost schon näher befasst und hast einen Plan?
Oder bist du noch nicht so recht informiert und jetzt ersteinmal etwas überrumpelt vom Willen deines Kindes?
Ich frage nach, weil ich mir jetzt nicht ganz sicher bin, was du eigentlich ganz genau wissen möchtest.
Zwischen den Zeilen lese ich heraus, dass du mit Brei (Möhre) beginnen magst. Jetzt bist du verunsichert, weil das mit dem Füttern anders verlief als du dir das vorgestellt hattest. Und auch bei der Menge bist du unsicher.
Ich habe noch gleich eine weitere Frage an dich:
Welche Milch bekommt dein Sohn, stillst du ?
Die Menge an Beikost ist bei euch jetzt erst einmal genau richtig gewesen. Man fängt mit kleinen Mengen an und steigert diese Menge jeden Tag um 1 Löffelchen mehr. Irgendwann nach ca 1 - 2 Wochen kann die Menge auch in größeren Schritten gesteigert werden.
Genauso gut wie die Menge zu steigern ist es, die Zutaten zu erweitern und die Zutaten zu mischen. Ziel ist es (in der Theorie jedenfalls), dass der erste Brei (Gemüsebrei/Mittagsbrei) immer weiter mit allen Zutaten ergänzt wird, so dass der Brei alle erforderlichen Komponenten (*s.u.) enthält, weil der Brei laut üblichem Grundrezept somit alle Nährstoffe enthält und dadurch satt und zufrieden machen kann.
*Grundrezept für den Mittagsbrei:
100g Gemüse
50g Kartoffeln
2 EL Obstsaft (Vit C-reich)
1 EL Öl
und im weiteren Verlauf noch zusätzlich
20g Fleisch oder 20g Haferflockenmehl/Instantflocken/Schmelzflocken oder rote Linsen
die letztgenannten Komponenten Fleisch/Hafer/Linsen können als letzte Zutat dem Brei zugefügt werden. Bevor diese Zutaten dazu kommen, kann man auch erst einmal die Gemüsesorten variieren.
Zunächst geht es erst einmal darum, einen sättigenden Brei aus Gemüse mit Kartoffel und auf jeden Fall genug Öl zu geben.
Dann kommt die Proteinzugabe (Fleisch oder Hafer) dazu und wenn (d)ein Baby von diesem Brei schließlich eine so große Menge isst, dass er damit satt und zufrieden wird, kann eine Milchflasche entfallen.
Das mit der Milchflasche und der Menge kann ein fließender Prozess sein.
Ob eine Milchflasche entfallen muss oder sollte, und das hängt mit der Milchsorte zusammen.
Wenn du stillst (bzw Pre-Milch gibst), kann dein Baby immer so viel Milch neben Beikost bekommen, wie es nötig ist = stillen nach Bedarf/Flasche nach Bedarf.
Beikost ist aus vielen Gründen wichtig - nicht nur zum Sattwerden. Es geht dabei auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln, das Loslassen von Mama, ums Lernen und auch darum, die Welt (mit allen Sinnen) zu erfahren, etc.
So kann sich der Organismus, die Verdauung langsam umstellen und umgewöhnen.
Das sind erst einmal die wichtigsten Eckpunkte, die ich dir schreiben kann.
Melde dich einfach nochmal, wenn du weitere Fragen hast.
Viele Grüße
Birgit N.
***
Beikostreif ist ein (gesundes und reif geborenes) Baby, wenn es mindestens 4 Monate (ab 5. Lm) alt ist und zusätzlich auch der Zungenstoßreflex weg ist. Wenn es zudem mit leichter Unterstützung im unteren Rücken (aufrecht) sitzen kann (ausreichende Rumpfspannung hat, dadurch sich selbst aufrecht halten kann) und wenn es außerdem zu den genannten Punkten gezielt nach Nahrung greifen kann und greift, um sich Nahrung zum Mund zu führen (Stichwort Motorik, Auge-Hand-Mund-Koordination = gezieltes Greifen von Dingen mit anschließendem zum Mund führen). Am allerwichtigsten ist natürlich Punkt 1. Der Zungenstoßreflex muss weg sein. Denn wenn dieser Reflex nicht verschwunden ist, wird das Baby nichts essen können.
von
Birgit Neumann
am 16.03.2024
Antwort auf:
Beikosteinführung
Guten Tag,
vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Unser Sohn bekommt Muttermilch abgepumpt aus der Flasche.
Ich habe mir bezüglich dem Ablauf der Beikosteinführung einen groben Plan gemacht und mich informiert.
Was ich vergessen hatte zu erwähnen bzw. zu fragen: Unser Kind lutscht den Brei bisher nur vom Löffel und macht den Mund nicht richtig auf. Ist das für die erste Zeit so in Ordnung bzw. nach wie langer Zeit sollte dies mit dem Mund aufmachen funktionieren?
von
Salome91
am 16.03.2024, 12:43
Antwort auf:
Beikosteinführung
Hallo Salome91
ja, das ist für die erste Zeit bzw zum Kennenlernen vom Geschmack bei manchen Babys erst einmal normal. Das sollte sich bald geben und dein Baby wird den Löffel auch in den Mund nehmen.
Bei der Methode des Fütterns würde man nun einen beladenen Breilöffel in den Mund geben, so dass anschließend der Schluckreflex ausgelöst wird. Setze dich mal vor dein Kind und mach deinen Mund auf. Dein Kind wird dann ebenfalls den Mund öffnen. Versuche es auch einmal, deinem Baby mit dem Breilöffel ganz sachte an die Unterlippe zu tippen.
Wenn dein Baby den Löffel wieder zurückschieben würde mit der Zunge, wäre die Beikostreife noch nicht erreicht.
Schau einfach mal wie es die nächsten Tage weitergeht.
Grüße
Birgit N.
von
Birgit Neumann
am 18.03.2024