Guten Tag Frau Henkes,
unser Sohn, 3 Jahre und 8 Monate, ist vor 8 Wochen großer Bruder geworden. In der ersten Zeit haben mein Mann und ich uns, soweit möglich, beide gleich viel um ihn gekümmert. Nach und nach durfte ich immer weniger machen, alles soll der Papa übernehmen. Auch als er jetzt krank war, verlangte er ausschließlich ihn. Es ist für mich in Ordnung, ich weiß auch, dass es wieder anders werden wird, ich würde nur gerne wissen, womit das zusammenhängt und ob wir etwas beachten müssen, dass er nicht denkt, Mama ist für das Baby zuständig und ich muss mich an Papa halten, da sie nicht mehr zuverlässig ist, weil nur sie den kleinen Bruder stillen kann?
Nach der Geburt war er auch nur 2 Tage zu Hause und wollte dann wieder von sich aus in die Kita, wir haben gemerkt, er brauchte die Routine dort, die wir zu Hause natürlich noch nicht hatten. Nun konnte er zwei Wochen wegen Urlaub und Krankheit nicht hin und möchte nun gar nicht mehr. Wie können wir ihn unterstützen, dass er wieder gerne geht? Er profitiert sehr von der Kita und mir ist es mit Säugling auch nicht möglich, ihn zu Hause so auszulasten und mit Input zu versorgen, wie er es braucht.
Vielen Dank für Ihren Rat,
herzliche Grüße
von
ClauPhil84
am 15.04.2024, 06:55
Antwort auf:
verändertes Verhalten
Guten Tag,
das Verhalten Ihres Sohnes ist nicht untypisch. Manchmal müssen Kinder das Bedürfnis nach Nähe zur Mutter verleugnen und sich eng dem Vater anschließen. Dieses Verhalten hilft Ihrem Sohn, die Rivalität zum Geschwister zu begrenzen. Seine unbewusste Befürchtung ist ja, dass er Sie an das neue Baby verlieren könnte. Diese Liebesverlustangst kompensiert er durch das starke "Männerbündnis". Das ist völlig in Ordnung. Die Beziehung zum Vater wird dadurch enger und erlaubt zunehmend positive männliche Identifizierung. Die Beziehung zu Ihnen wird auf Dauer nicht schlechter. Ihr Sohn wird seine unbewusste Rivalität zunehmend bearbeiten und herausfinden, dass Sie ihn lieben wie zuvor und ihm das Geschwister nichts wegnimmt. Vermutlich möchte Ihr Sohn nicht mehr in die Kita, weil er die Beziehung zwischen Ihnen und dem Baby im Blick haben muss. Er will sichergehen, dass das Baby ihm Ihre Liebe und Aufmerksamkeit nicht wegnimmt. Das können Sie mit einem Vierjährigen schon behutsam besprechen. Zeigen Sie Ihrem Sohn, dass es Vorteile hat, großer Bruder zu sein. Einer davon ist der Kiga, wo er mit anderen Kinder besser spielen kann als zu Hause. Die Bewältigung der Entthronung geschieht in einem Entwicklungsprozess, der nach acht Wochen noch nicht abgeschlossen sein kann.
Ich wünsche Ihnen alles Gute.
Ingrid Henkes
von
Ingrid Henkes
am 15.04.2024