Frage:
Schreien beim Einschlafen
Hallo Herr Dr. Nohr,
ich hoffe, ich bin bei Ihnen richtig. Unser Sohn (7,5 M) ist schon immer tagsüber ein schlechter Schläfer. Früher hat er oft beim Stillen geschlafen, im KiWa oder Maxi Cosi. Ins Bett legen ging nie. Wir haben es versucht, aber immer abgebrochen weil er schlimm geschrien hat. Abends ins Bett bringen ist eigentlich kein Problem.
Ich würde ihn aber auch gerne tagsüber ins Bett zum Schlafen legen. Wir haben uns deswegen auch an eine Schreiambulanz gewandt.
Das abgestimmte Vorgehen: Mit ihm ins Bett gehen, wenn er müde ist. Einer von uns legt sich dann dazu und keilt ihn ein - d. h. die Beine und Arme festhalten, da er sonst durch die Gegend purzelt, durchs Bett robbt. Er lenkt sich scheinbar mit Bewegung vom Schlaf ab. Dann sollen wir beruhigend auf mit ihm reden/singen, was halt hilft. Inzwischen schläft er nach 5 - 10 Minuten Schreien dann ein.
Die Beraterin meinte, dass das "begleitende" Schreien mit uns zusammen nichts an der Bindung/Beziehung kaputt macht. Ich würde dazu gerne aber nochmal eine zweite Meinung hören. Es ist absolut nicht schön, mein Kind so schreien zu hören, damit er schlafen kann. Und dann noch die Bedenken, etwas "kaputt" zu machen.
Wie ist es - kann es sich negativ auf unseren Sohn auswirken, ihn zum Einschlafen schreien zu lassen & einzukeilen?
Liebe Grüße
Schanikel
von
Schanikel
am 13.04.2020, 15:29
Antwort auf:
Schreien beim Einschlafen
Hallo,
ich sehe eigentlich keinen besonderen Grund, dass Ihr Sohn auch tagsüber unbedingt im Bett schlafen soll. Das Bett scheint ja kein grundsätzliches Problem zu sein, nur tagsüber lehnt er es ab. Vielleicht, weil er anders mehr in Ihrer Nähe sein kann (es muß ja einen Grund geben, weshalb er das nicht möchte. Er kann es aber nicht anders mitteilen).
Ich persönlich hätte auch keine Lust mein Kind so zum schlafen zu bringen und es ist zumindest eine unangenehme Erfahrung miteinander.
Wenn es also keinen wichtigen Grund für das Tagesbett gibt, würde ich so verfahren wie Sie es vorher gemacht haben.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 14.04.2020
Antwort auf:
Schreien beim Einschlafen
Hallo,
Herr Dr. Nohr hat ja geantwortet.
Darf ich anmerken, dass ich das intuitiv erschreckend finde, wenn man dem Kleinen Arme und Beine festhält?
Meine Tochter ist 18 Monate und robbt beim Einschlafen auch viel im Bett herum. Es dauert, bis sie dadurch Anspannung abgebaut hat, eine bequeme Lage gefunden hat. Und sie muss sich ja auch mal umlagern können.
Das dauert oft eine Stunde, aber sie geht freiwillig und gern mit mir zu Bett. (Ich unterstütze sie durch Nähe, etwas Singen und leichte Berührungen.)
Und ohne moralisieren zu wollen, aber ich hätte das niemals 10 min (ohne Versuch, das zu beenden) ausgehalten, dass mein Baby schreit. O.O
Dabei hat unser Baby leider tatsächlich viel geschrien, schlief auch nachts kaum ein. Wir haben sie oft bis 7:30 Uhr abwechselnd die ganze Nacht getragen. Das erzähle ich, damit du vielleicht ein bisschen mehr wertschätzt, dass dein Sohn nachts so gut schläft? Vielleicht braucht er tatsächlich tagsüber keinen Schlaf. Freundin hatte auch ein Baby mit diesem Schlafbedürfnis.
Alles Gute.
von
Esmeralda
am 14.04.2020, 14:49
Antwort auf:
Schreien beim Einschlafen
Hallo Herr Dr. Nohr,
nein, abends geht es ja ganz gut. Woran kann das liegen, dass er tagsüber und nachts so unterschiedliche "Meinungen" zum Bett hat? Einer von uns geht immer mit ihm ins Bett und würde auch meist mit ihm liegen bleiben. Aber soweit kommt ja ja nur schwerlich.
Mir geht es auch nicht darum, dass er immer im Bett schläft, ich gehe gerne mit ihm raus. Aber gerade an schlechten Tagen (wettermäßig) wäre es super, wenn man unseren kleinen Mal ins Bett legen könnte zum Mittagsschläfchen oder wenn es einfach mal nicht anders geht.
Aber rein emotional - kann sich die ganze Sache negativ auf unseren Sohn auswirken, ihn zum Einschlafen schreien zu lassen & einzukeilen?
Hallo Esmeralda,
ich bin mit dieser Vorgehensweise auch nicht glücklich, aber anders kommt er einfach nicht zur Ruhe - auch nicht nach einer Stunde oder länger. Ich gebe ihm gerne die Möglichkeit, sich ausgiebig zu bewegen und wenn ich wüsste, dass das Einschlafen so funktioniert, dann würde ich meine Zeit liebend gerne so verbringen! Allerdings kommt er so nicht in den Schlaf. Meist fängt das Geschrei schon nach 5 Minuten an, egal was wir machen. Ob wir bei ihm sind oder nicht. Ob wir mit ihm reden/singen oder nicht. Und ich möchte betonen, dass das bereits seit Geburt so ist.
Durch das Festhalten kommt er innerhalb weniger Minuten zur Ruhe - das beweist für mich schon irgendwie, dass er sich durch die Bewegung vom Schlaf abhält. Wobei wir ihn nicht aufs bitterliche fixieren sondern ihm die Möglichkeit sich zu bewegen und zu drehen geben. Aber nicht mehr richtig zu zappeln.
Er hat mit dem Bett meiner Meinung nach ein keine schlechte Erfahrung gemacht. Im Wochenbett waren wir viel im Bett zum Stillen, wo er auch oft eingeschlafen ist, und zum kuscheln.
Ich möchte auch betonen, dass wir ihn nicht nur schreien lassen! Wir versuchen ihn dabei zu beruhigen - sei es mit Singen, Gesumme, gut Zureden. Genau das selbe Problem haben wir übrigens bei dem in den Schlaf tragen! Sobald er merkt, dass er Einschlafen könnte geht das Geschrei los. Und dabei ist es ja auch ein wenig "eingekeilt", man muss ihn ja festhalten, sonst würde er ja runter fallen.
Und ich bin der Meinung, dass er den Schlaf benötigt. Zum einen, wird er unleidlich wenn er müde ist, da hilft es auch nicht nur mal kurz versuchen in von Reizen fernzuhalten, und er Müdigkeitszeichen abgibt. Zum anderen aber auch, weil er ja im Kinderwagen meist nach kurzer Zeit einschläft - wäre er nicht müde, dann würde das wohl kaum funktionieren. Er ist müde und kann einfach den Schalter nicht richtig umschalten um runter zu kommen, weil er in meinen Augen zu neugierig ist. Und nach dem Schlafen ist er immer sehr gut drauf dann.
Selbst verständlich bin ich happy, dass es nachts grundlegend gut läuft, aber auch tagsüber mal eine Verschnaufpause zu haben wäre auch nett. Zumal wir im 2. OG wohnen und ich meinen Sohn seit dem Umstieg auf den Sportsitz nicht mehr in die Wohnung tragen kann sondern mit ihm im Hof bleibe. Aber dann meine Beine mal richtig hoch zulegen ist für mich da nicht wirklich möglich.
Liebe Grüße
Schanikel
von
Schanikel
am 14.04.2020, 15:19
Antwort auf:
Schreien beim Einschlafen
Liebe Schanikel,
danke für die Erläuterung. Das ändert meine Sichtweise schon, wenn ihr ihn nicht völlig fixiert.
Ich glaube, meine Tochter schläft auch etwas ruhiger, seit ich ein langes Schaumstoffkissen wie einen Mond am Kopfende von ihrem Bett reingestopft habe. Sie steckt auch die Hände drunter und presst den Kopf dagegen.
Damit hab ich vor einiger Zeit dann die Regeln der Vorbeugung gegen plötzlichen Kindstod "gebrochen", da muss ja jeder entscheiden, wie lange er die einhält oder ignoriert.
Vor allem schlafe ich seitedem ruhiger, weil sie vorher auch mit Händen, Füßen oder sogar Kopf im Schlaf gegen die Holzteile des Bettes schlug. Aber das sind alles so Phasen, die kommen und gehen.
Meine Tochter schlief lange tagsüber nur in der Babytrage und dabei durfte ich draußen (oder drinnen) nicht mal stehen bleiben, dann wachte sie auf und schrie. :) Ich will hier keinen Wettstreit aufmachen, ich erinnere mich grade nur wieder. Sitzen zu können, das wäre für mich zu der Zeit der Himmel gewesen, hihi. Hatte hier mit anderen Müttern Tipps getauscht, wie man "Laufen" im Stehen oder Sitzen simuliert, aber meine Tochter hat das immer sofort gemerkt. :)
Ich hoffe, Herr Dr. Nohr kann dir noch helfen.
Ansonsten kann ich nur berichten: Es ändert sich irgendwann und viele Probleme lösen sich dann von selbst. Dafür gibt es andere. ;)
Ach so, wenn dein Sohn im Kinderwagen einschläft, ginge das nicht auch in der Babytrage? Dann könntest du mit ihm schlafend wieder hoch in deine Wohnung?
Alles Gute.
von
Esmeralda
am 14.04.2020, 18:33
Antwort auf:
Schreien beim Einschlafen
Hallo Schanikel,
ich weiß, mein Beitrag geht an Deiner Ursprungsfrage vorbei. Aber wenn es Dir hauptsächlich um Tagesschläfchen von Deinem Sohn geht und Du Dich dabei ausruhen willst (das kann ich so gut verstehen), wäre es dann eine Möglichkeit, ihn zu tragen, bis er schläft, und sich dann mit ihm einfach auf das Sofa zu setzen? So machen wir es zumindest mit unserem 10-monatigen Baby. Bindet natürlich die Zeit und Du kannst nichts im Haushalt o. ä. tun, aber ich finde diese Zeiten recht entspannend. Man kann lesen, surfen, Videos (mit Kopfhörern) schauen etc.
Noch eine Idee: Wie reagiert Dein Kleiner auf White Noises, also dieses Hintergrundrauschen (gibt es ja viele Apps zu)? Das hilft bei unserem Sohn manchmal jetzt noch.
Viele Grüße!
von
Curcuma
am 14.04.2020, 23:47