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Gerecht werden …

Thema: Gerecht werden …

Ich muss einfach mal meine Gedanken aufschreiben. Ich habe 3 Kids - 6 Jahre 3,5 Jahre und 3 Monate. Wir wollten gerne 3 Kids haben und sind nun wirklich überglücklich, dass es geklappt hat und wir uns komplett fühlen dürfen. Wir genießen unser Familienleben wirklich sehr. Die Großen sind ziemlich vernünftig und harmoniebedürftig, sie sind ziemlich verständnisvoll gegenüber den Bedürfnissen der Kleinen, Eifersucht gibt es hier fast gar nicht. Die Stimmung hier ist wirklich gut. Ich finde, dass wir das ziemlich gut schaffen mit den dreien. Trotzdem: Es nagt innerlich an mir, dass ich nicht mehr allen so gut gerecht werden kann wie vor der Geburt der Kleinen. Am Anfang, als sie noch so viel und überall fest schlief, hatten wir den Übergang zu 3 Kids gar nicht so gemerkt. Es lief einfach super, ich hatte viel Zeit für die Großen, während Mini stundenlang im Stubenwagen schlief. Das ändert sich natürlich - sie schläft weniger, weniger fest und auch nicht mehr „einfach so“ im Trubel ein. Und sie entwickelt einen Rhythmus, den ich zu beachten versuche. Nun kollidiert dieser Rhythmus aber immer öfter mit den Zeiten der Großen… Statt gemütlich von der Kita zurückzuschlendern, treibe ich die Großen oft an. Sie bemühen sich dann auch wirklich um Eile, aber innerlich wäre mir noch schneller lieber… Zu Hause dann Mittagessen - da sind die Großen manchmal etwas anstrengend, diese Übergangsphase von der Kita fällt ihnen oft schwer. Da hilft eigentlich nur Geduld und Zuneigung, bis sie wieder „im Gleichgewicht“ sind. Aber wenn ich weiß, dass die Kleine gleich müde wird und ich mit ihr ins Schlafzimmer muss, dann fühle ich mich doch etwas unter Strom. Gleiches mit der Quality-Time: Die versuche ich wirklich jeden Tag den Großen mit mir zu bieten. Aber die Zeit gibt die Kleine vor, und wenn sie mittendrin im fröhlichen Matschen mit Fingermalfarbe wach wird, stehe ich dumm da… Ich reduziere nun die Tätigkeiten schon auf simpleres, weniger aufwendiges. Aber das ist ja auch irgendwie schade. Die Kids stört es nicht unbedingt. Aber mich. Beispiel Lesen: Wenn Mini schimpft, ist vorbei mit Lesen. Ich erkläre es den Großen, es ist okay für sie (scheint so), ich verspreche, ein anderes Mal weiterzulesen… Eigentlich scheint alles gut zu sein. Aber: Mich wurmt das innerlich, dass das Lesen und Kuscheln unterbrochen wurde. Man kann in 24 Std sicherlich nicht allen dreien perfekt gerecht werden. Meine Ansprüche sind vielleicht auch einfach zu hoch. Es soll auch nicht falsch verstanden werden - ich bin sehr, sehr zufrieden mit unserem Familienleben und genieße die Momente auch immer wieder. Aber innerlich merke ich einfach einen Druck. Und abends im Bett frage ich mich, ob ich alles gut genug geschafft habe. Ich fühle mich wirklich gesegnet mit diesen freundlichen, verständnisvollen Kindern. Aber ich hab immer Sorge, das überzustrapazieren, wenn die Großen immer mal wieder so zurückstecken müssen. Und ich vermisse auch manchmal meine Freiheit. Papa flitzt mit den Kids über die Wiese, tobt, macht mit ihnen Radtouren, Städte-Trips, … und ich bleibe oft entweder zu Hause oder gucke zu… Ich freue mich dann, dass Papa die beiden so gut beschäftigt. Irgendwie ist das ja die Hauptsache. Oder? Es muss ja nicht immer ich diejenige sein, die das alles macht. Trotzdem wurmt es mich manchmal. Bisschen wirr geschrieben. Vielleicht ist auch nicht ganz klar, worauf ich hinaus will. Weiß ich selber nicht. Ich bin superhappy. Und doch habe ich diese Selbstzweifel und frage mich immer, was ich wie besser machen kann, ob ich gut genug für die Großen da bin, ob diese Zeit, in der Mini manchmal Priorität hat, unserer Beziehung schaden könnte, …

von Frolle am 28.10.2023, 13:49



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Huhu, das universal Hilfsmittel bei drei Kindern sind die Babytrage und die Einsicht, dass das Baby nicht so einen strickten Ablauf hat, wie man es eventuell von den größeren gewohnt ist Meine Kleinste war so viel in der Trage. Ständig und überall. Geschlafen hat sie wo sie war. Gestillt habe ich, wo wir waren. Das nimmt so unglaublich den Druck. Man muss nicht pünktlich zu Hause sein, weil das Kind unbedingt im eigenen Bett im Kinderzimmer schlafen soll. Man muss kein Spiel unterbrechen, weil man das Baby nur im Stillsessel stillen möchte. Es ist so viel entspannter- glaub mir. Und meine Kleinste (bald 4) ist die einzige die die ganze Nacht in ihrem Bett schläft, am selbständigsten ist und unglaublich mutig. Es hat keine negativen Auswirkungen. Versau dir diese schöne Babyzeit nicht mit unnötigem Stress. Sie ist so schnell vorbei. Was die Freiheit angeht… ja das ist schwer am Anfang. Ich habe auch oft das Gefühl gehabt bei den Großen etwas zu verpassen, weil der Papa vieles übernommen hat. Aber mit der Zeit wird es einfach besser.

von Muffin2020 am 28.10.2023, 16:27



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Danke, Muffin! Du hast recht. Und es klingt toll, wie du das mit deiner Kleinen geschafft hast! Genau so wäre es hier auch am Besten. Aber irgendwie schläft Mini einfach seit kurzem nicht mehr gut „überall“ in der Trage ein und nicht mehr so lange und dann ist sie irgendwie dauermüde und nicht so glücklich. Mittags zB schläft sie im Bett bis zu 3,5 Std (mit Unterbrechungen, in denen ich kurz zu ihr gehe und sie streichle) und ist dann den ganzen Nachmittag bestgelaunt. Mit der Trage klappt das so oftmals nicht - sie schläft darin nur kurz und wenn die Großen „normal-laut“ spielen, schläft sie auch oft erst viel zu spät ein und weint dann irgendwann vor Müdigkeit und schläft nur erschöpft-unglücklich ein… und daher ist es so verlockend, sie mittags ins Bett zu legen. Aber du hast recht, das macht mir Druck…

von Frolle am 28.10.2023, 19:57



Antwort auf Beitrag von Muffin2020

ja gut, da würde ich dann auch wahrscheinlich die 3,5 Stunden im Bett bevorzugen Es ändert sich alles so schnell….ich werde zur Zeit immer wehmütig wenn ich Babys sehe

von Muffin2020 am 29.10.2023, 08:00



Antwort auf Beitrag von Frolle

Ihr scheint doch eigentlich gut zurecht zu kommen. Warum diese Selbstzweifel? Die Bedürfnisse sind nun mal so wie sie jetzt sind, und ändern sich bald wieder. K1 geht in die Schule, das Baby fängt an zu krabbeln ... da muss sich das Familienleben anpassen und sich neue Lösungen finden. Es muss unterm Strich für alle passen, auch deine Bedürfnisse solltest du beachten. Dem Baby schadet es nicht, wenn es im Kiwa schläft, oder auf dem Sofa, auf einer Decke auf dem Fußboden, .... , Kinder können Fingerfarben auch im Kita ausprobieren (ich will das z.B. nicht bei uns im Haus haben) ...

von die_ente_macht_nagnag am 29.10.2023, 08:21



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Danke, ihr beiden. Es wäre toll, wenn Mini überall schlafen würde. So war es aber nur die ersten 10-11 Wochen möglich, jetzt braucht sie einfach mehr Ruhe für ihren leichteren Schlaf und das bringt mich in diese Bredouillen, wenn ich weiterhin das Aufmerksamkeits-Level mit den Großen halten und Mini gleichzeitig ihren Schlaf ermöglichen will… Kiwa klappt noch nicht so gut… Trage draußen umso besser! Ja, ich muss versuchen, diese Selbstzweifel abzulegen. Ich bin ja insgesamt schon sehr zufrieden und glücklich und finde auch, dass ich eine gute Mutter bin. Aber trotzdem gibt es immer wieder diese Zweifelchen und dann denke ich immer, dass es an mir liegt, dass nicht alles super funktioniert. Aber ich gebe mir echt Mühe - mit 3 Kids in dem Alter schafft man wohl trotzdem nicht alles so, wie gewünscht. Fingermalfarbe habe ich tatsächlich vorerst in den Keller gebracht :D

von Frolle am 29.10.2023, 10:03



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Alles in allem klingt es bei euch so, als würde alles ganz gut klappen. Perfekt wird es nie laufen. Und ganz ehrlich: wer will das schon? Ich habe 5 Kids. Ja, es gab hier auch Momente worauf ich nicht stolz bin, wo ich gemeckert habe, wo ich angetrieben habe, Kinder zurück gestellt habe. ABER: auch wenn es erst später ist, man holt das irgendwie wieder auf. Meine Kids sind 6,8,14,18 und 21. und ich bin froh, dass sie jetzt alle so alt sind, dass sie nicht mehr so auf mich angewiesen sind. So kann ich mal sagen ich fahre mit den einzelnen Kindern mal weg (einkaufen, Eis essen, Kino) während die anderen zu Hause sind. So bekommt jedes Kind ab und zu Einzelzeit. Und auch wenn nicht immer alles gan6 rund läuft: ich habe zwischendurch immer mal wieder kleine „Danke“ bekommen von den Kids. Also scheint es nicht ganz so verkehrt gelaufen zu sein :-)

von LELMA-Mum am 01.11.2023, 14:27



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Oh, das klingt gut :) 5 würde ich nicht schaffen, jedenfalls nicht so, dass es meinen Ansprüchen genügt. Respekt an dich!

von Frolle am 02.11.2023, 21:51



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Ich habe das Gefühl, bei euch läuft es sehr gut. Deine Kinder und der Papa sind glücklich, nur du hast Selbstzweifel. Ich bin selbst so ein Typ, der immer mit sich unzufrieden ist. Ich glaube, das kommt aus meiner Kindheit. Ich bin ganz anders als meine Mutter, und sie war immer unzufrieden mit mir und hat mich ständig kritisiert. (Dabei war ich sehr brav und hatte gute Noten, aber ich war ihr zu langweilig.) Ich habe auch viele Kinder, und ich musste irgendwann auch Abstriche machen, damit ich alles schaffe. Ich habe z. B. irgendwann aufgehört, mit meinen Kindern zu Hause Dinge zu machen, die Dreck machen. Mit Knete spielen war so etwas. Das mussten sie dann im Kindergarten machen. Wenn du nicht mehr so viel Zeit zum Vorlesen hast, kannst du auch einfach mal ein Hörspiel anmachen. Ein 6- und 3,5-jähriges Kind kannst du auch mal 20 Minuten alleine im Garten lassen, bis das Baby eingeschlafen ist. Kinder aus großen Familien werden schneller selbständig, weil es gar nicht anders geht.

von Samira6 am 02.11.2023, 14:50



Antwort auf Beitrag von Samira6

Danke dir für deine Antwort! Schade, dass deine Mutter so mit dir umgegangen ist und dich das so geprägt hat. Meine Mutter war immer toll. Mein Vater war ähnlich wie deine Mutter, aber ich glaube, dass ich da ganz gut drüber stehen konnte und das jetzt nicht der Grund für meine Zweifel ist. Ich denke, ich bin irgendwie Perfektionistin, was das Familienleben und die Harmonie und Gerechtigkeit hier anbelangt. Das muss ich echt irgendwie ablegen. Ich muss gestehen, dass die beiden Großen tatsächlich manchmal eine Stunde oder länger alleine friedlich im Garten spielen. Die machen eigentlich keinen Blödsinn und der Garten ist kindersicher bzw. die Kinder „gartensicher“. Das ist super, da kann ich die Kleine schlafen legen, was im Haushalt schaffen und meist gehe ich am Ende noch mit raus zum Spielen, bis die Kleine wieder aufwacht. Hörbücher hören wir hier sehr viele, wir leihen jede Woche Tonies und CDs aus der Bücherei aus. Und Bücher für die Gutenacht-Geschichte. Da sind wir wieder beim Thema: Letzteres würde ich so gerne jeden Abend machen, ich LIEBE vorlesen. Und die Kids wünschen sich auch oft, dass ich lese. Leider weint die Kleine abends meistens beim Papa. Manchmal nehmen wir das so hin, die Kleine ist ja nicht alleine, aber Spaß macht mir das Lesen mit Geschrei im Hintergrund nicht. Das versuche ich dann vor den Großen zu verbergen. Meist liest aber deswegen Papa und da zweifle ich schon wieder, weil ich der Kleinen Priorität einräume, weil ihr Leid sonst größer ist, als das der Großen, wenn Papa liest…. Ich durchdenke das irgendwie alles zu sehr.

von Frolle am 02.11.2023, 22:05



Antwort auf Beitrag von Frolle

Ich habe mir alles durchgelesen und muss sagen, du hast echt Probleme! So wie du euer Leben schilderst ist es doch wie in der Rama - Werbung. Dich wurmt schon, wenn der Papa vorlesen muss, weil du dich mal ums Baby kümmern solltest. Gute Frau, ganz viele haben gar keinen Papa der gerne mal vorlesen würde. Was wäre denn wenn zum Beispiel eins der Kinder krank wäre? Dann müssen die anderen auch zurückstecken und das richtig. Das würdest du vermutlich gar nicht überleben vor lauter Schuldgefühlen. Sei dankbar, dass es bei dir so gut läuft und schaff dir nicht Probleme wo keine sind.

von Tonic2108 am 07.11.2023, 17:02



Antwort auf Beitrag von Tonic2108

Also ein anderer Ton wäre angenehmer gewesen, aber trotzdem danke. Ja, ich hab da einen gewissen Dachschaden, ich weiß. Es ist wahrscheinlich alles gut, wie wir es schaffen. Aber ich bin durch meine Kindheit echt „gestört“, was dieses Thema des gerecht-werdens anbelangt. Ich bin Sandwichkind, mein großer Bruder schwerbehindert und die kleine Schwester … die Kleinste halt und viel betüdelt. Dieses Thema mit der Bedürfnisbefriedigung sitzt einfach tief, da komme ich nicht so aus meiner Haut raus. Aber ich arbeite ja dran.

von Frolle am 09.11.2023, 21:04



Antwort auf Beitrag von Frolle

In diesem Fall entschuldige ich mich. Deine Erfahrungen in der Kindheit erklären einiges. Du weißt ja dann selbst wie das ist, wenn man einem Kind nicht gerecht werden kannweil. Ein anderes aus diversen Gründen mehr Aufmerksamkeit braucht. Wenn man selbst in so einer Situation steckt und dann von deinen „Problemen“ hört, kommt man sich leicht veräppelt vor, deshalb vielleicht auch der etwas harsche Ton. Du machst alles richtig, keins deiner Kinder wird sich jemals beklagen können.

von Tonic2108 am 10.11.2023, 07:24



Antwort auf Beitrag von Tonic2108

Ja, nichts für ungut :) Es ging mir auch nie richtig schlecht als Kind, meine Mutter war ja immer toll. Aber ich habe halt immer gesehen, was sie für eine Mammut-Aufgabe bewältigt mit uns (Teilzeit gearbeitet hat sie auch noch) und deswegen habe ich versucht, möglichst keine Ansprüche zu stellen, alles alleine zu machen, … Um sie zu entlasten. Das hat sie nicht erkannt. Deswegen ja diese Zweifel bei mir, dass die Kids auch innerlich in so einen Konflikt kommen können, weil ich nicht gut genug sein könnte - obwohl von außen betrachtet alles gut zu sein scheint. Aber ich merke schon deutlich an allen Antworten hier, dass wohl alles gut ist. Der Post hier hat seinen Zweck absolut erfüllt. Ich arbeite weiter an mir :) Und ich hab durch meine Kindheit jetzt ja auch einen anderen Blick auf meine Kids als es meine Mutter hatte. Danke an alle!

von Frolle am 10.11.2023, 09:40